Leon Neschle 93

Die Erbsünden des LiberalismusEssay in neun Teilen und sieben Sünden

Teil 9 (letzter Teil)

Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. (Bibel, NT, Johannes 8,7)

Man muss ein Ende machen, auch wenn es nie ein Ende gibt. (Neschle)

Die Sieben Erbsünden und die Vertreibung aus dem Paradies

Ein Beispiel in dem Anfang Oktober 2020 erschienen Buch von Wolfgang Kubicki[1] erinnerte mich an das Zitat, das über dem gesamten Essay steht:

„„Freiheit ist ein Geschenk, das sich nicht jeder gern machen lässt.“ (Willmann)

Doch Freiheit lässt sich jede und jeder gerne schenken. Nicht Freiheit selbst wird als Problem empfunden, sondern die Verpflichtung, selbstverantwortlich mit Freiheit umzugehen und verantwortlich für die Freiheit anderer zu sein. Das ist der wesentliche Grund, das Geschenk der Freiheit abzulehnen. Kubickis Beispiel[2]ist ein Tagesthemen-Kommentar von Lorenz Beckhardt (WDR) von 2019:

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Leon Neschle 84

Meine Freiheit, Deine Freiheit – Die Freiheit, „Freiheit“ (nicht) zu verstehen

Freiheit, die ich meine (Max von Schenkendorf, oft benutzt, oft missbraucht)

Vorbemerkung

Liberal sein, heißt für Freiheit sein. Aber für welche Freiheit? Für meine Freiheit, für Deine Freiheit? Für die Freiheit aller anderen? Über alle Grenzen hinaus? Was ist mit der Freiheit meiner Enkel und Urenkel? Wie steht es mit der Freiheit von Organisationen und Kollektiven? Wie mit der Freiheit von Systemen? Gibt es die überhaupt?

Und für welche Art von Freiheit? Für passive (negative) Freiheit VON etwas? Aber wovon? Oder für aktive (positive) Freiheit FÜR etwas? Aber wofür? Und können nicht sogar Bürger eines totalitären Staates irgendwie „frei“ sein? Wenn ja, in welchem Sinn? Endet absolute Freiheit nicht in Anarchie? Was geschieht, wenn meine Freiheit die Freiheit anderer einschränkt? Anderer Völker oder Generationen? Verlangt Freiheit gleiche Startchancen für alle? Reicht dazu gleiches materielles Vermögen aus? Kann es gleiche Startchancen geben, wenn persönliche Eigenschaften (Gene, Körperbau geistige Fähigkeiten) und soziale Bezüge der Menschen (Elternhaus, Freundeskreis) gar nicht umverteilt werden können? Und ist permanente Umverteilung für gleiche Startchancen mit der Freiheit der Einzelnen vereinbar?

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Leon Neschle 83

Auf, bei, nach, zu oder zum Aldi? Oder: Wie Ruhrdeutsch RICHTICH geht.

Ein Nachtrag aus dem Archiv!

Der (Bastian) Sick macht mich krank, auch wenn er kein Engländer ist. (Neschle)

Meine Heimatsprache ist Ruhrdeutsch! Nicht meine Muttersprache: Denn meine Eltern sprachen Hochdeutsch. Ruhrdeutsch lernte ich als Fremdsprache auf der Straße in Gelsenkirchen Schalke-Nord. 

Aber Ruhrdeutsch stirbt aus, ist schon fast tot. Und seit ich Kind bin, werden Witze darüber gemacht. Meist schlechte, die diese Sprache heruntermachen, weil die Witzbolde diese Sprache nicht verstehen können oder wollen, geschweige denn beherrschen. Der bekannteste Ulk geht nach Sick[1] so: „Jeder kennt den Witz mit dem Manta-Fahrer, der auf der Suche nach einem Supermarkt neben einem Türken bremst. ‚Ey, sag mal, wo geht’s hier NACH Aldi?‘, fragt er. ‚ZU Aldi‘, verbessert der Türke. Der Manta-Fahrer guckt verdutzt: ‚Was denn, schon nach sechs?‘“

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Leon Neschle 82 (49. Woche 2014)

Make-up und Wettkampfvorbereitung als allegorische Bildungsbeihilfen

Mein Hund ist gut ausgebildet, aber nicht gebildet. (Neschle)

Es gibt kein englisches Wort für Bildung. Education meint Ausbildung. Der Bologna-Prozess verurteilt auch uns zur Ausbildungspolitik. Doch unsere Politiker nennen es immer noch „Bildungspolitik“. So schwindeln sie mit dem Etikett „Bildung“. (Neschle)

Studierende haben es nicht leicht heute. Man wirft ihnen Passivität vor, eine „Kultur der prüfungstechnischen Abklärung“ (Was genau soll ich tun, um die Klausur zu bestehen?) anstelle des „Willens zur inhaltlichen Aufklärung“. Sie seien Punktesammler ohne tieferes Interesse für ein tiefgründiges Verständnis ihres Fachs. Sie ließen lieber eine vorgefertigte Ausbildung über sich ergeben, statt sich mühevoll selbst zu bilden und sich als Unternehmer ihrer Talente zu sehen. Ihre einzige Aktivität sei die Suche nach einem, der sie passiv ausbildet: Nach-Denken in einer intellektuellen Hängematte statt Vor-Denken als geistige Herausforderung.

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Leon Neschle 81 (48. Woche 2013)

Die unwirtschaftliche Art, Wirtschaftswissenschaft zu betreiben

Von wegen Schwarmintelligenz: Selbst eine Gemeinschaft intelligenter Menschen kann kollektiv unfähig sein, falsche Entscheidungen zu korrigieren. (Neschle)

Warum ist der Weise so still? – Weisheit kommt zwar mit dem Alter, aber auch die Erkenntnis, dass die Jungen das Weise nicht hören wollen. (Neschle)

Vor ein paar Monaten hat Neschle fast hundert wissenschaftliche Aufsätze zum Thema „Vorstandsvergütung“ durchgesehen (Leon Neschle 83, in Vorbereitung), angefangen bei den höchstdekorierten A-Journals. Dabei hat er eine Regelmäßigkeit entdeckt: Er konnte mit den „Erkenntnissen“ der Aufsätze umso weniger anfangen je höher das jeweilige Journal in der wissenschaftlichen Rangordnung stand.

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