Die stillen Leiden der Betriebswirtschaftslehre – Ein Essay mit mehr Kopf- als Fußnoten[1]
„Wer eine Sache hinter sich hat, kann sie besser vor sich sehen als wenn er sie vor sich hat.“ (Neschle)
Früher war vieles anders in der Betriebswirtschaftslehre. Heute ist vieles besser, aber längst nicht alles gut. Das gilt für Forschung und Lehre in allen Teildisziplinen dieses Fachs. Es ist aber auch einiges schlechter geworden und der allgemeine Trend des Fachs ist bedenklich. Sehr bedenklich!
Es gibt gute Gründe, warum die heutigen Vertreter die stillen Leiden dieses Fachs nicht deutlich machen. Die wichtigsten sind Selbstachtung und Eigennutz. Man beschmutzt nicht sein eigenes Nest und gefährdet nicht seine Karriere. Beides ist mir als Emeritus nicht mehr so wichtig. Daher werde ich die stillen Leiden hier laut machen, die alten, die mich selbst verbildet haben wie die neuen, die zu Lasten künftiger Generationen gehen. Diese Lasten sind der Grund für meinen Beitrag.
Ich werde mit der Lehre anfangen (Teil 1), weil sie in diesem Fach als gesellschaftlicher Multiplikator wichtiger ist als die Forschung. Wenn ich mich dann der Forschung (Teil 2) zuwende, wird man erkennen, wie wenig es heute mit der „Einheit von Forschung und Lehre“ noch auf sich hat. Die stand früher im Zentrum des Bekenntnisses eines jeden Professors. Und „Professor“ heißt „Bekenner“.
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