Leon Neschle 46 (24. Woche 2008)

Die Märkte sind besoffen, ekstatisch und erratisch.

Informationen sind schnell. Wahrheit braucht Zeit. (unbekannter Schlaumeier)

In der Informationsgesellschaft scheinen die weltweiten Märkte schlechter zu funktionieren. Die Preisausschläge sind ekstatischer und erratischer. Die Märkte schwanken von einem Extrem ins andere, als seien sie besoffen. Die Milchpreise, für die Bauern jüngst auf die Straße gingen, sind nur ein Indiz. Folgenreicher sind die Preissprünge auf den Energiemärkten. Vorbei sind die Zeiten, wo sich die Tankstellenpreise im Monat mal um einen oder zwei Pfennige bewegten. Heute springen sie täglich fast zehnmal so hoch oder tief. Wie kommt das?

Weil die Marktteilnehmer immer hektischer reagieren. Weil die Basis ihrer Reaktion wüste Spekulation ist. Scheininformation, die ihre Grundlage nicht in fundamentalen Faktoren hat, sondern nur im vermuteten Mehr-Wissen anderer. Diese Information ist schneller als die Wahrheit. Man agiert nicht mehr danach, was man für richtig hält, sondern reagiert abhängig von dem, was andere tun. Dabei hat man die stille Vermutung, die könnten mehr wissen als man selbst und ihre „Insiderkenntnisse“ zu Gold machen. Bei eigenem Unwissen lautet das Motto: Folge dem vermeintlich Schlauen und das so schnell wie möglich! Automatisch und mit unreflektierten Reflexen. „Leon Neschle 46 (24. Woche 2008)“ weiterlesen

Au … Aufschrei 29

Cordoba. Und das Wunder bleibt!

Bei Angela: Oranje boven. Bei Yogis Buben: ein Deut Schland zu viel.

Nach dem Sieg gegen Polen hörte Neschle einen abgefüllten Schrumpfgermanen in Klagenfurt rufen: „Sch… sch …Schland! Schland! Su-su-suuper … Schland!“ Gestern in Wien war aus Sicht von Neschle ein Deut Schland zu viel im deutschen Spiel.

Dem Klang nach stellt man sich unter „Schland“ nämlich eine schwarz-weiß-graue zähe Masse vor, eine Art Klärschlamm. So zäh spielten die Deutschen auch bis auf einen, den sie ironischerweise „lahm“ nannten. Und was ein Deut ist, weiß doch jeder. Wer es nicht weiß, kann vermutlich keinen Deut deutsch. Es hätte also noch zäher sein können. So wie gegen Kroatien! „Au … Aufschrei 29“ weiterlesen

Neschle-Depeschle 18

2:0 – Ja do san olle Klagen furt!

Neschle-Depeschle-Neschle-Depeschle-Neschle-Depeschle
Für den kleinen Hunger zwischendurch: Der schnelle Einwurf in den Strafraum

Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich.

(Aleksander Ristic, ohne Kenntnis der polnischen Niederlage)

Neschle ist in Klagenfurt. Am Freitag und Samstag vor dem Spiel Deutschland – Polen am Sonntag hatten die Deutschen da noch alles in der Hand. Vor allem die deutsche Polizei. Die ist mit 500 weiblichen und männlichen „Sicherheitskräften“ angerückt und dominiert das Straßenbild mehr als alle Fans. Die meisten Klagenfurter sind schon zu Hause geblieben.

Am Sonntag, den 8. Juni 2008, dann das Spiel Deutschland gegen Polen. Plötzlich wimmelt es überall von Polen hier. So wie in Wien von Kroaten. Als hätten die sich abgesprochen, dominieren sie die Fan-Meilen und das Stadion im Verhältnis 2:1. Doppelt so viele Polen wie Deutsche in Klagenfurt, doppelt so viele Kroaten wie Österreicher in Wien. Was ein „Heimspiel“ werden sollte, wird ein Auswärtsspiel: für die Deutschen in Klagenfurt am Wörthersee, sogar für die Österreicher in Wien, „ihrer“ Hauptstadt, die für kurze Zeit die kroatische wird. Ein Auswärtsspiel im eigenen Land. Das kann man so nicht einmal finden, wenn irgendwo in Deutschland die deutsche Nationalelf gegen die türkische spielt. „Neschle-Depeschle 18“ weiterlesen

Au … Aufschrei 28

Brite kann sich mit Deutschen nicht abfinden. Er wird abgefunden.

Zu viele Deutsche, zu viele Handtücher! Doch wer rettet uns vor Briten oder Russen?

Weil ein Brite im Urlaub auf der griechischen Insel Kos zu viele Deutsche traf, musste ein Reiseveranstalter ihm 1.000 Euro erstatten. Wegen „verdorbener Ferien“! Alle Sportkurse und sogar die Fernsehprogramme seien deutsch gewesen und seine Tochter habe im „Kids Club“ (Moment! Das ist doch englisch!?) nichts verstanden. Da sieht man mal, wie es Rentnern ergeht, die hierzulande früher nur „Bahnhof“ verstanden und heute „Stehschön“ („Station“) hören (siehe Neschle-Depeschle 7). Oder die sich fragen, auf welches Örtchen sie gehen sollen, wenn von „Lokäschön“ („Location“) die Rede ist?! 1.000 Euro Rente pro Monat zusätzlich allein dafür?! „Au … Aufschrei 28“ weiterlesen