Die Erbsünden des Liberalismus – Essay in neun Teilen und sieben Sünden
Teil 1
„Es ist so bequem, unmündig zu sein.“ (Immanuel Kant)
Der Liberalismus und sein Erbe als Folge des Zeitgeistes seiner Geburt
„Wählt der moderne Liberale nicht Grün?“, fragte mich ein Unternehmensgründer und FDP-Mitglied im Dezember 2018.[1] Neuere Umfragen geben ihm Recht. Denn in der Gunst der traditionell liberalen Unternehmensgründer ist die FDP von 37,6 (2018) auf 27,7% (2019) gefallen, die Grünen stiegen dagegen von 22,4 auf 43,6%[2].
Doch kann man liberal sein, wenn man eine „Verbotspartei“ wählt oder gar deren Mitglied ist? Kann man liberal sein und sich zur CDU, CSU oder SPD bekennen?[3] Vielleicht sogar zu den Linken oder zur AfD?
Spätestens hier werden viele zweifeln. Denn schon bevor ihr Gründer Bernd Lucke und seine Anhänger sich von ihr trennten, hat sich die AfD von allem Liberalen gelöst, wurde von einer Partei „rebellischer Professoren“ zu einer populistischen „Anti-Elite Partei“. Heute gilt daher: „Als überzeugter Liberaler hält man … den größtmöglichen Abstand zur AfD“.[4]
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