Wofür sind Globalisierungsgegner?
Haben Sie was für gegen den Schnupfen? Aber mit ohne Menthol!
Haben Sie was für gegen die Globalisierung? Aber mit ohne Gewalt!
Neschle ist verschnupft. Über die Globalisierungsdiskussion. Gegen Globalisierung!? Das ist so, als dreht man die Geschichte mit dem Rad zurück (Welch feiner Doppelsinn!), als käme man nach dem Rad zurück zu den Kufen. – Gegen manche Folgen der heute fast allein wirtschaftlichen Globalisierung? Einverstanden! Das geht! Doch womit? Mit Globalisierungsverweigerung? Lötzinn, wie der Installateur sagt. Wir leben bereits auf einem Globus. Das macht uns zwangsweise „global“ beim Umweltschutz, im Sozialen, überall! Das ist da! Da muss keiner mehr was dran „isieren“.
Mehr Globalisierung geht trotzdem: Damit dass die zähe Politik der Wirtschaft folgt, sie überholt und ihr den globalen Rahmen gibt?! Jawohl! Doch das ist nicht gegen Globalisierung. Das ist für viel mehr davon, nur anders! Für mehr politische, kulturelle, soziale Globalisierung! – Doch warten wir auf Neschles bekannt flache Anneliese:
Gegner sind nicht „für“, sie sind „gegen“. Deshalb nennen sie sich oder man nennt sie so. Neschle ist zum Beispiel gegen „Schwarzwurzeln“. Doch wenn er kocht, wirft er deshalb nicht alle anderen Gemüsesorten in einen Topf. So aber kommt der in Rostock versammelte und zum Teil vergammelte Haufen der „Globalisierungsgegner“ daher. Bunter Haufen mit schwarzem Kern. In einer Hand die „Peace“-Flagge, in der anderen den Bruchstein einer Gehwegplatte. – Die gehen zusammen? Doch! Die gehen zusammen! Und die Distanz ist zu klein!
Gegen Globalisierung? Kann man das sein? Sicher, das geht: „Hoch die nationale Solidität!“ rufen die Rechtsradikalen, die Neschle nur ungern „die Rechten“ nennt. Sie wollen mit „denen“ da draußen wenig und mit „denen“ hier drinnen absolut nichts zu tun haben. „Deutschland den Deutschen!“ heißt die Parole. Immerhin passt das logisch zusammen mit einer Gegnerschaft zur Globalisierung! Das muss aber Zufall sein. So viel Verstand und Bewusstsein herrschen da normalerweise nicht.
In Rostock sehen einige Demonstranten des schwarzen oder autonomen Blocks fast so aus wie Rechtsradikale: Schwarz angezogen, wenig anziehend, „Schädelstripper“ dabei, aber mit Rasta vermischt und geringerer Korpulenz. Angeblich sind die genau umgekehrt wie die Skins, dämlich[1] links. Früher haben solche Linken die Parole der Rechten um das Flächenmaß „ar“ und den Zwischenton „inter“ verlängert. Das las sich danach so: „Hoch die internationale Solidarität!“
Es sieht also so aus, als seien die Linken für internationale Links. Als sie noch ihre Staaten hatten, die diese ständig verkündeten, waren sie provinziell, schotteten, deutschten oder rußten sich ab von der Welt draußen. Die internationale Solidarität wurde nur verbal so hochgehalten, dass keiner mehr drankam. Sie machten dagegen faktisch auf „nationale Solidität“ und taten genau das, was Rechte nur verkündeten. Hoch damit! Hoch mit dem „antifaschistischen Schutzwall“. Die Ironie zeigt heute, dass man damit vor allem die Faschisten bei sich selbst eingekesselt hat.
Angst fressen nicht nur Seele auf, Angst fressen Hirn! Verbreitet man die Angst vor den Bösen da draußen und findet diese Angst Gläubige, macht sie auch Überzeugungstäter. Stasi-Leute, die nach der „Geheimreligion des sozialistischen Provinzialismus“ internationale Kontakte überwachten, waren vor sich selbst nicht die üblen Gesellen, als die sie hingestellt werden. Damit hätten die meisten gar nicht leben können! Sie waren selbstgefühlte Gutmenschen und sind es zum Teil noch heute. Die DDR war für sie eine Insel der Rechtschaffenheit gegen das globale Meer des Bösen, das ständig an ihren Küsten nagte. Dagegen musste man angehen: idiotisch ideologische Schutzwälle bauen, sollten die realen mal versagen.
Jetzt kommt Neschles Problem: Wie passt dieses faktische „Linke gegen (internationale) Links“ zusammen mit Globalisierungsgegnerschaft? Wunderbar! Aber das geht nur, weil hier faktisch links wie rechts ist: Gleichermaßen provinziell!
Und wie geht das einher mit „internationaler Solidarität“. Gar nicht! Außer bei Wirrköpfen! Doch da passt alles zusammen! Wer keine Ordnung im Oberstübchen hält, bei dem vereinigen sich manchmal wunderlichste Gegensätze im engsten Raum zerebraler Insuffizienz. In der abendländischen Kultur haben wir dort mit der Logik seit längerem aufgeräumt, auch wenn sich heute die Irrationalität der Vor-Aufklärung durch die Hintertür weltanschaulicher und politischer Esoterik wieder einschleicht. –
Schauen wir doch mal, wie „Internationalisierung“ wirklich läuft: Erst kommt das internationale Gewaltverbrechen. Denn dafür braucht man keinen Vertrag. Ist der Vertrag geschrieben, kommt die Wirtschaft. Hat man verstanden, wie man internationale Verträge schreibt, auch das Wirtschaftsverbrechen. Da ist von der internationalen Politik noch lange nichts zu sehen. Politik arbeitet nach dem Prinzip der Zentralverwaltungswirtschaft und da dauert es bekanntlich etwas länger.
Also warum dann „Mr. Bush piss off!“, „Putin fuck off”, “All of them: Skin off!”, was wohl eine zu wörtliche Übersetzung von “Haut ab!“ ist? Was soll das? Sollen die gar nicht reden? Wollen die Demonstranten denen die Versammlungsfreiheit beschneiden, die sie für sich selbst lautstark einklagen?
Es kann nicht darum gehen, dass die G8-Politiker (nicht) miteinander reden, sondern was sie miteinander reden. Es geht um die Inhalte! Da hofft Neschle sogar auf mehr Globalisierung und auf eine etwas andere. Das tun auch viele in Rostock! Aber sind sie dann Globalisierungsgegner?
Diese Leute haben genug Zivilcourage, zu demonstrieren und sich dem Risiko des Polizeieinsatzes zu stellen, aber zu wenig, sich gegen malade Militante in den eigenen Reihen zu stellen. Die lenken so sehr von den Inhalten ab, dass aus Befürwortern einer anderen Globalisierung „Globalisierungsgegner“ werden. Für diese sind Steine Argumente. Doch sie sind es nicht, heiligenverdammt noch mal!
Neschle glaubt nicht, dass die Teilnehmer des G8-Gipfel so vernunftsresistent sind wie diese „Autonomen“. Selbst Georg Doppel-U nicht! Auch nicht so vernunftsresistent wie die „echten Demonstranten“ meinen. Die rennen viele offene Türen ein!
Wofür sind Globalisierungsgegner? Die Vernünftigen unter ihnen pikanterweise für mehr und eine andere Globalisierung. Warum aber lassen sie sich dann „Globalisierungsgegner“ nennen und gehen mit solchen zusammen. Das geht für Neschle nicht zusammen!??? Weil das so ist, sondert Neschle ausnahmsweise im Aufschrei 8 ein wenig Lyrik ab. Also habt Acht:
Ein Gegner, der ist stets dagegen,
doch Neschle, der denkt ganz verwegen,
dass im Globalisierungszwist
der meistens nicht dagegen ist.
Politisch will er andere Führung
und dabei mehr Globalisierung!
[1] Neschle entschuldigt sich für einen etwaigen Tippfehler!
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