OPI et Moi – Other Peoples Ideas & Missuse of ideas
Über ein Jahr kein neuer Neschle! Y?
Wir hatten den Freiherrn von und zu Guttenberg und andere. Die sind wegen fehlender oder mangelnder Kenntlichmachung von Ideen anderer in wissenschaftlichen Arbeiten aus Amt und Würden gejagt worden. Sicher war es da nur Zufall, dass sowohl Initiator als auch Inquisitor Parteigänger der SPD waren. Und ebenso zufällig sind nur Politiker aus CDU/CSU und FDP die Opfer.
Natürlich haben sich die Leute mit Recht über den Ideendiebstahl aufgeregt. Es ist im Grund dasselbe als wenn ich das Fahrrad meines Nachbarn benutze und erkläre es zu meinem Eigentum. Jeder, der eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, arbeitet auf „den Schultern von Riesen“. Den Beitrag dieser Geistes-Riesen sollte er fairerweise trennen von seinem eigenen bescheidenen Beitrag zur Verbesserung oder Erweiterung unseres Wissens. So weit – so gut!
Aber wie geht es ansonsten im Umgang mit gestohlenen Informationen? Sind wir auch da so sensibel wie sensationsgierig angestachelt bei den Plagiatsfällen? Immerhin gibt es Schätzungen, nach denen mittlerweile mehr Songs „kostenlos“ aus dem Internet heruntergeladen werden als an der Ladentheke verkauft. Wem ist da geschadet? Die Leute denken zunächst allein an die Künstler, vergessen aber allzu leicht den CD-Laden an der Ecke.
Noch krimineller ist die Veröffentlichung persönlicher Daten, die durch unberechtigten Zugang „erworben“ wurden, vor allem wenn sich daran Vermutungen und Spekulationen knüpfen oder Informationen gewerbsmäßig verwendet werden. Neschle hat bereits den Kauf der Steuer-CDs durch den deutschen Staat gebrandmarkt, weil der Hehlerei begünstigt und den Datendiebstahl hoffähig macht. (Das hat nichts mit Befürwortung von Steuerhinterziehung zu tun! Wie man jetzt an den Verträgen mit der Schweiz sehen kann, hätte es schon vor Jahren andere Mittel gegeben. Die deutschen Regierungen haben aber darauf verzichtet, auch die von SPD und Grünen und – weil sie sich am meisten über Steuersünder aufregen – sogar gerade die.
Was bei Guttenberg einen Aufschrei der Bürger ausgelöst hat, wird ansonsten frisch, fromm, fröhlich und frei selbst praktiziert: die Vereinnahmung „gestohlener Informationen“ als seine eigenen. Die drei obersten Maximen dabei:
1. Lass Dich nicht erwischen! (= Tue es heimlich und unerkannt!)
2. Lässt sich Maxime 1 nicht einhalten, erkläre Dein Tun zur „sozial bedeutsamen Tat“! Denn es gilt auch:
3. Lasse niemals Eigennutz erkennen!
So machen das auch die Hacker, die Milliardenschäden anrichten, so machen das alle anderen, die Informationen stehlen. Die japanische und chinesische Wirtschaft bau(t)en zum großen Teil auf gestohlenen Informationen. Erst wenn man selbst Ideenproduzent wird, dreht sich das Spiel: Dann geht es plötzlich darum, nicht bestohlen zu werden. Dazu gibt es zwei Methoden:
1. Man fängt an, seine Informationen besser zu sichern.
Das ist ebenso kostenträchtig wie der Einbau von Diebstahlwarnanlagen oder komplizierter Türschlösser. Manche Hacker rühmen sich, im Cyber-Space genau dazu angeregt zu haben. Diese Argumentation ist aber ungefähr so schlüssig wie die Behauptung, man brauche pfiffigere Einbrecher, damit Sicherheitsstandards und Sicherheitsmaßnahmen zur Verbesserung des Volkswohlstandes erhöht werden.
Da werden Ursache und Wirkung verkehrt. Denn dann müssten wir auch die Terroristen und den Terrorismus loben, ohne die wir die heutigen Sicherheitsmaßnahmen und Freiheitseinschränkungen aber gar nicht bräuchten.
2. Man produziert gar keine Informationen mehr.
Das war bei Neschle der Fall. Er hatte „keinen Bock mehr“, als er vertraulich zu sehen bekam, dass Inhalte und ganze Passagen seiner Beiträge in kommerziellen Verwendungen auftauchten, ohne dass Neschle
a. davon wusste;
b. als Ideengeber zitiert war (Wer zitiert schon einen Beitrag, der nicht mit wissenschaftlicher Würde daherkommt?),
c. am wirtschaftlichen Ergebnis beteiligt war.
Zumindest von Juristen hätte Neschle anderes erwartet. Aber so wie der Schuster selbst die schlechtesten Schuhe trägt, leisten sich Juristen wohl auch häufig die schlechteste Moral, gleich hinter den Moralisten selbst und den Journalisten unter ihnen. –
Woher Neschle das nun wieder weiß?
a. Neschle weist bei Artikeln, in denen sich Journalisten als moralische Instanz aufspielen seit Jahren auf inhaltliche Fehler oder einseitige Sichtweisen hin: egal ob in Zeitung oder Internet. Ergebnis: Kein einziger seiner journalismuskritischen Kommentare wurde je veröffentlicht.
b. Die Gegenprobe (Neschle empfiehlt das als eigenes Experiment!) – sozusagen in der „Kontrollgruppe“ – ergab: Jeder (wirklich jeder) Kommentar wurde veröffentlicht, bei dem Neschle den journalistischen Beitrag selbst unkritisiert ließ und allein zur Sache Stellung nahm.
Journalisten lassen sich offenbar nicht gern anzweifeln in ihren Inhalten und ihrer moralischen Autorität. Sie tun offenbar alles, das zu unterbinden. Es könnte ihrer Glaubwürdigkeit schaden. Doch mit derselben Nonchalance untergraben sie gern und zuweilen gezielt und in unfairen Kampagnen die Glaubwürdigkeit anderer.
Um das zu zeigen, gibt es heute zum Glück das Internet. Das ist der Grund, warum Neschle sich nun entschlossen hat, doch weiterzumachen, wenngleich nicht mit derselben Regelmäßigkeit. Dabei wird er auch und gerade Themen aufgreifen, die jenseits der vom Herdentrieb bestimmten Pressekampagnen liegen. Doch nun auch nicht mehr mit derselben Naivität, was den Diebstahl seiner Ideen und deren kommerzielle Verwendung angeht.
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