Wieder ein Fall von Samenraub?
Diebinnen werden immer dreister, Beute immer fetter.
Jahre nach Bum-Bum Boris Beckers Besenkammer Bums (der SexBee-Fall) ist augenscheinlich ein erneuter Fall von Samenraub aufgedeckt worden. Was dereinst die Bild-Zeitung auf ihrer Tittenseite enthüllt hatte, scheint eine dreiste Nachahmerin gefunden zu haben. Nadya Suleman!
Denis Beaudoin, Ex-Freund der Achtlingsmutter, sagt, er habe während ihrer dreijährigen Beziehung eine Samenspende abgegeben. Nadya habe ihm versichert, sie habe Eierstockkrebs. Daher müsse rasch gehandelt werden, damit sie noch Kinder bekommen könne. Mit dieser Lüge habe sie ihn zu der Samenspende gedrängt.
Samenraub? Moment mal! Das ist allenfalls ein Samendiebstahl, doch dreist und mit arglistiger Täuschung. Anders als die Redakteure der Bild-Zeitung im SexBee-Fall ermittelten, wurde Denis Beaudoin offenbar keine körperliche Gewalt von Nadya zugefügt. Noch leugnet die arbeitslose, alleinstehende Mutter und behauptet, das Sperma stamme von einem guten Freund. Doch bald könnte sich dieser gute Freund als Denis Beaudoin herausstellen. Sechs der Kleinen sehen ihm ähnlich. Und er meint, es sehe der Nadya ähnlich, ihm das Eigentum an den Produktionsmitteln streitig zu machen. Daher will er per DNA-Test seine Vaterschaft feststellen lassen. –
Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird heute geklaut. Dazu braucht man dank Samenspende nicht einmal mehr ein Nagel-Fest wie im Fall unseres Tennis-Idols. Es würde mich nicht wundern, wenn künftig die Zahl der Samenbankeinbrüche steigen würde. Doch wie sagt Bert Brecht: Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Warum also nicht eine Samenbank gründen und selbst die erste Einlage machen. Aber dass mir keiner diese Idee klaut!
Mit geklauten Ideen gehen in der Wissenschaft viele Leute hausieren. Mit geklauten Ideen haben Japaner und Chinesen ihren Wirtschaftsaufschwung finanziert. Staatlich geförderter Datenklau aus Liechtenstein ist sogar zum wichtigen Eckpfeiler deutscher Steuerpolitik geworden. Die schreckt nicht mehr vor Hehlerei zurück. Umso unglaubwürdiger macht sich dieser Staat nun, wenn er Datendiebstahl eingrenzen will.
Diebe schrecken heute selbst vor dem Eindringen in geschützte Bereiche nicht zu-rück. Das gilt als Kavaliersdelikt. Doch die Diebe entwenden nicht nur Daten für „unerlaubte“ Zwecke. Wir finden auch Fälle von Datenveränderungen oder gar Datenverwüstungen, Vandalismus im Cyber-Space. Bodo Wartke würde sagen: Da sind die einfallenden Horden ausfallend geworden!
Jüngst waren davon der Bundesinnenminister Schäuble und der FC Schalke 04 betroffen. Letzterer musste sogar die Meldungen auf seiner Website dementieren, weil die Vandalen ihr Kuckucksei als Schalker Eigengewächs ausgegeben hatten. Heute lese ich in der Zeitung, Hacker hätten sich des E-Mail-Kontos des britischen Ministers Jack Straw bemächtigt, um von dort aus den Hilferuf zu senden, der Minister stecke in Nigeria fest, benötige dort dringend 3000 Pfund. Ja, ja, die Nigeria Connection. Ihr alter Trick ging neulich noch einmal auf: In Ankündigung einer millionenschweren Erbschaft wurden einer Frau 300.000 Euro als Vorauszahlung für Anwaltskosten abgeknöpft. Also Vorsicht bei der Zahl 3.
Doch Geld und Sachgegenstände wurden schon immer geklaut und es gibt darüber die bösesten Witze: Ein schwedisches Auto ist aus Schwedenstahl, ein deutsches aus Kruppstahl. Aber woraus ist ein polnisches? Aus Diebstahl! –
Ha, Ha! Sich über Diebstahl aufregen, aber selbst Witze klauen. Gerade haben wir den Karneval hinter uns, wo vor allem die Büttenredner zwischen Mainz und Düsseldorf davon exzessiven Gebrauch gemacht haben. In Mainz ist die Neigung dazu freilich geringer ist: Da stammen viele Po-Enten aus Eigenfertigung. Doch auch da geht das Klauen bis in die Kopie. Ich habe dieses Jahr dreimal den Elvis „geclownt“ gesehen, wie man diese Form des direkten Klonens nennen sollte. Und beim Klonen sind wir wieder beim Samenraub!
Diebstahl und Raub berühren einen ja besonders, wenn es um körperliche Dinge geht. Beim Organdiebstahl ist „berühren“ allerdings ein euphemistischer Begriff. Und in Anbetracht der „Kidney Rings“ in Indien, die Leuten die Nieren herausschneiden, bekommt der Begriff „Humankapital“ doch eine sehr zynische Bedeutung, obwohl Neschle ansonsten geneigt ist, den Begriff zu verteidigen (Leon Neschle 19, 20, 21).
Wer weiß, vielleicht wird Menschen demnächst das Herz herausgerissen. Die Operationsmethode ist seit den Inkas bekannt. Die haben das gestohlene Herz noch an die Götter „verschenkt“. Da es fast keine Religion mehr gibt außer Geld (und Schalke 04), würde man das Herz verkaufen. Warum soll hier nicht funktionieren, was unser Staat beim Datenklau vorgemacht hat? Für diese heiße Ware Käufer zu finden.
Früher wurde von Herzdiebstahl zum Glück nur gesungen. Doch auf das Herz, das man in Heidelberg verloren hatte, gab es Ehe-dem schon „lebenslänglich“. Nur bei schlechter Führung wurde Mann vorzeitig entlassen. Angesichts solcher Aussichten ist der Samendiebstahl oder gar der Samenraub eine reine Bagatelle.
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