Au … Aufschrei 51

Prudenter agas et respice finem!

März 2012: Die deutsche Presse geht an ihren eigenen Maßstäben zugrunde.

Dieser Aufschrei ist ein Fake! Doch wäre die deutsche Presse konsequent mit sich selbst, könnte es bald so weit sein: Die letzte Tagezeitung macht dicht, nachdem schon Tage zuvor das letzte Wochenmagazin am Ende war. Was ist geschehen?

20. März 2012: Die Presse hat seit Monaten keine Werbe-Anzeigen mehr angenommen, nachdem im Internet immer stärkere Zweifel an ihrer Unabhängigkeit aufkamen. Kurt Beck hatte sich schon vor gut zwei Jahren für das Streichen der Werbung bei ARD und ZDF und für eine Erhöhung der Gebühren stark gemacht. Dabei hielt die SPD damals selbst Beteiligungen an Presseorganen und füllte aus deren Erträgen ihre Parteikasse. So gingen über Werbeanzeigen indirekt auch „Parteispenden“ ein, die nicht als solche deklariert waren, „gewaschen“ durch diese Beteiligungen.

Die SPD warf wegen zahlreicher Verdächtigungen von Bloggern schon Anfang 2011 das Handtuch und trennte sich von ihren Pressebeteiligungen. Es war ihr nicht gelungen, die Verdächtigungen glaubhaft als Verleumdungen darzustellen. Selbst ihre Wähler wollten ihr nach der Blog-Kampagne einfach nichts mehr glauben:

Kann diese Presse bei der doppelten Abhängigkeit von Werbung und SPD noch unabhängig sein? Ist es nicht allzu durchsichtig, warum sie selbst nicht darüber schreibt und nicht wie in anderen Fällen mutmaßt und verdächtigt! Darf die Presse überhaupt über eine Bank noch „unschuldig“ positiv berichten, wenn sie für diese in ihren Blättern Werbung macht und sie dafür Geld bekommt? Kann eine Redakteurin fair über diese Bank informieren, wenn ihr Bruder beim Sparkassen- und Giroverband arbeitet und sie mit dem Freund ihres Bruders liiert ist, der Aktien dieser Bank besitzt?

Nicht dass da irgendwas Konkretes wäre. Kriminell ist das nicht! Noch nicht! Aber es könnte, es könnte was dran sein! Diesen Eindruck muss die deutsche Presse vermeiden. Dasselbe hatte sie vor zwei Jahren von Westerwelle verlangt (Aufschrei 50) und hatte dabei auch nur blasse und blanke Verdächtigungen.

Die Presse reagiert darauf seit dem 11.11. 2011 mit dem Zusammenbruch der Medien. Als erste waren die Zeitschriften dran, in denen redaktionelle Artikel von thematisch passender Werbung flankiert waren; danach solche, in denen Artikel mit „Werbung“ gekennzeichnet waren, damit man sie überhaupt von Artikeln der Redaktion unterscheiden kann. Am Ende aber waren alle Zeitschriften mit Werbung betroffen, sowie alle Privatsender, die zugleich Nachrichten verbreiteten und nicht eine reine Filmshow bieten. Natürlich sind Sportnachrichten wegen der Bandenwerbung generell ausgeschlossen. Da könnte ja was sein! Im Umfeld des Sports sowieso!

Arabeseke am Rande: Bis Ende 2015 sollen alle privaten Schulen und Hochschulen geschlossen werden, weil der Verdacht aufkam, die Absolventen würden ihre Abschlüsse dort kaufen. Seitdem der deutsche Staat deshalb nicht einmal mehr Abschlüsse von Harvard und anderen privaten „Elite-Universitäten“ anerkennt, versagt man weltweit dem deutschen Universitätsabschluss die Anerkennung. –

Der erdrückenden Kritik aus dem Internet hat sich der deutsche Presserat Ende 2011 angeschlossen, nachdem es eine Unzahl an Beschuldigungen gab: Ein Wirtschaftsredakteur, dessen Magazin eine zweiseitige Anzeige von Coca-Cola geschaltet hatte, titelte über Coke „Endlich gute Zahlen aus Atlanta.“ Drei Tage später wurde er auf einer Party mit einem Glas Coke abgelichtet. Häme von der Konkurrenz! War doch dieses Blatt zwei Jahre zuvor Meinungsführer der Kampagne gegen Westerwelles „Flugbegleiter“. Und nun setzte es sich selbst solchen Verdächtigungen aus.

Unter dem Druck entschied die Redaktion sich für den moralischen Vorrang unabhängiger Berichterstattung und verfasste weiter Meldungen über Coca-Cola, darunter auch positive. Man schaltete deren Werbung fortan kostenlos und erhöhte unter Verlust von Lesern die Bezugspreise. Um jeden Verdacht von sich zu weisen, verbot man allen Mitarbeitern, sich in der Nähe von Getränken dieser Firma aufzuhalten einschließlich aller Tochterunternehmen. Über das Verhalten in Getränkemärkten wurde eigens ein Merkblatt verfasst. Sobald die Zeitschrift über eine Unternehmung positiv berichtete, wurde sie mit der Forderung nach kostenloser Werbung erpresst. Denn nur so konnte sich die Presse von jedem Verdacht befreien. Der Ordner mit weiteren Merkblättern für das Verhalten bei anderen Produkten mit Werbung innerhalb des Mediums hat mittlerweile mehr als 400 Seiten.

Dann aber tauchte ein Foto im Feuilleton auf mit Personen, die Fanta tranken. Im Hintergrund eines anderen Fotos waren die Buchstaben „ok“ zu sehen, die zum Schriftzug „Coke“ gehörten. Ist da Geld geflossen? Genau diesen Eindruck muss eine unabhängige Presse vermeiden. Der Verdachts-Zirkus fing also von vorne an. Gerade von einem ist die unabhängige Presse abhängig: Von jedem noch so unbegründeten Verdacht gegen ihre Unabhängigkeit. Denn nach echter Begründung fragt niemand mehr. Wenn es gegen Unbeliebte geht, nicht einmal die Presse selbst.

Die Alternative für die Redaktion, Werbung für Coke zwar kostenpflichtig zu schalten, aber nur negativ zu berichten, wurde aus „ethischen Gründen“ abgelehnt, zumal Coke in diesem Fall die Werbung zurückgenommen und nicht mehr gezahlt hätte.

Seit Mitte 2011 gibt es eine Empfehlung des deutschen Presserates. Werbeanzeigen dürfen nur noch in zwei Fällen angenommen werden:

1. Die Werbung ist kostenlos oder im Falle einer Werbung gegen Entgelt:

2. Das Presseorgan verpflichtet sich, nie über dieses Unternehmen, gegenwärtige oder künftige Tochter- oder Muttergesellschaften zu berichten und versichert zugleich, dies in der Vergangenheit nie getan zu haben. Alternativ: Die Berichte haben allein negativen Inhalt, was den meisten Organen ohnehin nicht schwer fällt. Dann aber gibt es keine Werbung mehr und damit auch keine Einnahmen.

3. Personelle Maßnahmen: Kein Redakteur darf einen Bericht über eine Firma schreiben oder geschrieben haben, in der Verwandte oder Freunde beschäftigt sind, außer der Bericht hat allein negativen Inhalt. Dies gilt auch für Freunde von Freunden. Daher sind Freundschaften zwischen Redakteuren untersagt, weil dadurch der Kreis der Freunde von Freunden zu groß würde. Berufsverbote wurden bereits ausgesprochen, um die Unabhängigkeit der Presse zu sichern.

Dies entspricht der Lösung, die man Anfang 2011 für Westerwelle und dessen Reisebegleitungen fand:

1. Der Außenminister darf grundsätzlich nur Personen auf Auslandsreisen mitnehmen, die der FDP nie einen Beitrag oder eine Spende gezahlt haben. Haben „potenzielle Flugbegleiter“ der FDP einen Betrag zugewendet, verpflichtet sich Westerwelle, sie bei einem Gespräch im Ausland nicht einmal zu erwähnen. Das gilt für alle Parteimitglieder bis zum Minister und für alle Spender. Haben sie dagegen an die Linke gespendet oder sind dort Mitglied, kann sich der Außenminister bedenkenlos für sie einsetzen und dafür, dass sie Auslands-Aufträge erhalten. Auch kostenlose Partei-Werbung dürfen sie machen. Wählerstimmen fangen will die Linke erlauben, obwohl machtgeile Politikern sich dadurch leichter bestechen lassen als durch Geld.

2. FDP-Mitglieder und -Spender dürfen nur unter der Bedingung mitfliegen, dass der Außenminister sie vor ihren ausländischen Geschäftspartnern abkanzelt, demütigt und beleidigt. Sonst könnte man hier den Verdacht der Vorteilsnahme konstruieren.

3. Alle seine Freunde und Verwandten müssen ihre Berufe aufgeben oder jeglichen Kontakt mit ihm meiden, sogar mit Leuten, die Westerwelle ansonsten kennen, denn auch darüber könnte sich eine Vorteilsannahme anbahnen.

Frühere Unternehmerfreunde Westerwelles wurden daraufhin 2012 HartzIV-Empfänger, weil sich auch ihre einstigen Auftraggeber nicht dem Verdacht aussetzen wollten, deren Freundschaft mit Westerwelle sei der Grund für den Auftrag gewesen. Ein deutscher Außenminister muss eben jeden Verdacht ausschließen, muss vor jedem absolut sicher sein, der einen solchen Verdacht konstruieren könnte. Das ist eine schwere Aufgabe, aber ein solcher Verdacht wäre mit der Würde seines Amtes nicht vereinbar. – Moment! Vom wem kommt eigentlich dieser Verdacht? Der wäre nicht gut für seine Würde, sagt die Presse. Da sprach und spricht sie Westerwelle die Würde wegen etwas ab, das sie selbst erschuf; sie versagt ihm genau die Würde, die sie ihm selbst glaubt schon genommen zu haben. Doch ist das so sicher?! –

Seit einem Jahr besetzt nun Westerwelle auf diesen Druck hin seine Flugzeuge nur noch mit seinen erklärten politischen Feinden. Er stellt sicher, dass niemand mitfliegt, mit dem er befreundet ist, war oder sein könnte. Er bevorzugt Personen und Unternehmen, die an die Linke gespendet haben. Das ist am unverdächtigsten und müsste seine Würde daher am meisten wahren.

Das Spendenaufkommen der Linken ist umgekehrt zu ihrem Widerstand gegen die private Parteienfinanzierung gewachsen, aber nicht die Qualität der deutschen Delegationen. Es blieben nicht mehr viele, die Westerwelle mitnehmen konnte. Die meisten Leute aus der Wirtschaft kannte er und pflegte ein gutes Verhältnis. Die schieden ebenso aus wie Parteifreunde und Spender für die eigene Partei. Da blieb am Ende die „wahre Lumpenelite“. – Davon aber kann man nicht erwarten, dass sie die deutsche Wirtschaft nach vorne bringt. Das meinen doch sogar Sie, Herr Gabriel. –

Der Auftragseingang aus dem Ausland ist daher auch eingebrochen. Die Stimmung der deutschen Auslands-Delegationen wird als „miserabel und feindselig“ bezeichnet. Sie kommen bei ihren Gastgebern immer schlechter an. Schon starten Blogger eine neue Kampagne: „Schlechte Stimmung an Bord. Westerwelle trägt die Verantwortung: Wirtschaftsdelegationen wirkungslos im Ausland“.

Die Presse selbst aber gibt es so heute nicht mehr: Sie ist an ihren eigenen „moralischen“ Maßstäben gescheitert. Sie konnte ihre Mitarbeiter nicht mehr finanzieren und ist an innerem Streit über erlaubte und verbotene Freundschaften und Berufe von Freunden eingegangen. Dabei ist sie doch nur den eigenen „moralischen“ Maßstäben gefolgt. Dabei hätte sie dem alten Rat folgen sollen: Quiquid agis, prudenter agas et respice finem! So bloggt man heute im Jahr 2012 nur noch. Oder twittert!

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