Das ENRON-System als Weiterentwicklung des Kapitalismus
Im Feudalismus bekommt der Grundbesitzer Milch von dem, der zwei Kühe hat. Im Faschismus beschlagnahmt die Regierung die Kühe, verpflichtet die Besitzer, sie zu pflegen und verkauft obendrein noch die Milch. Im Kommunismus gehört alle Milch den Staat. Im Kapitalismus verkauft der Besitzer eine der beiden Kühe, kauft sich einen Bullen, züchtet eine Herde, verkauft sie und lebt von den Zinsen.
Im ENRON-System leiht sich der zweifache Kuhbesitzer 80 Prozent des künftigen Wertes von der Bank, kauft sich mit einer Anzahlung von fünf Prozent eine weitere Kuh, finanziert den Rest über eine vom Verkäufer begebene Anleihe zum doppelten Leitzins, die fällig wird, wenn der Börsenwert der Aktiengesellschaft des Käufers, dessen Anteilsscheine als Sicherheit hinterlegt wurden, unter 20 Milliarden Dollar fällt.
Die drei Kühe werden anschließend unter Zuhilfenahme eines Kreditbriefes, den der Schwager des Besitzers bei einer zweiten Bank erhalten hat, an das eigene Unternehmen verkauft. Ein Swapgeschäft über ein Partnerunternehmen garantiert dann die Rückerstattung von vier Kühen plus eine Steuerbefreiung für die fünfte.
Die Milchrechte von sechs Kühen werden anschließend an eine Firma auf den Cayman Islands transferiert, die insgeheim dem Mehrheitsaktionär des ersten Unternehmens gehört. Der verkauft die Rechte an sieben Kühen zurück an das Unternehmen. In der Bilanz werden acht Kühe plus die Option auf die neunte ausgewiesen.
Das Ganze wird von einem Wirtschaftsprüfer abgesegnet. Danach gibt das Unternehmen während einer Analystenkonferenz bekannt, dass in Kürze der Handel mit Kühen im Internet beginnt. Der Kurs steigt ins Unermessliche. Mit Teilen aus diesem Gewinn wird der Kauf eines Aktenvernichters finanziert!
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