Die Erbsünden des Liberalismus – Essay in neun Teilen und sieben Sünden
Teil 5
„Der Markt kann gar kein Klimakiller sein, weil es ihn für freie Umweltgüter nicht gibt. Da hat er ein perfektes Alibi.“ (Neschle)
Die vierte Erbsünde: Umweltschmutz statt Umweltschutz
Hier gibt es keine Ausflüchte: Die vierte Erbsünde ist anders als die dritte den Liberalen nicht angedichtet, sie ist genetisch bedingt und kam mit der Geburt des Liberalismus. Ihre Quelle ist schlichte Unwissenheit.
Dem Liberalismus fehlt die Gnade der späten Geburt. In der vorindustriellen Zeit seiner Entstehung bestanden viele Bereiche der Umwelt im ökonomischen Denken aus „freien Gütern“, die kostenlos und in beliebiger Menge zur Verfügung standen. Das betraf nicht alle Teile der Umwelt: Für Grund und Boden oder Schürfrechte war damals schon ein Preis fällig und dort, wo man Wasser verknappen konnte, musste die Wasserzufuhr bezahlt werden. Luftverschmutzung spielte im vorindustriellen Zeitalter kaum eine Rolle, Wasserverschmutzung durch Schlachtabfälle oder Gerberei war ein lokales Problem und wurde, wenn das Wasser ungenießbar war, auch von Kindern mit dünnem Bier heruntergespült.
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