Leon Neschle 51 (7. Woche 2009)

Noch ein Sündenbock für die Finanzkrise: die universitäre Lehre!

Den größten Fehler, den wir jetzt machen könnten, wäre die Schuld beim Trainer zu suchen. (Karl-Heinz Körbel, Fußballtrainer in der Bankenmetropole Frankfurt)

Ein wenig verschmitzt begrüßten sie mich schon meine Studenten: zu einem Crash-Kurs über Finanzmanagement. Wie es sich für einen Crash-Kurs gehört, gab es den Zusammenstoß gleich zu Anfang: „Müssen Sie angesichts der Finanzkrise nicht ihre gesamte Lehre verändern? Müssen die Lehrbücher nicht neu geschrieben werden?“, war die diabolische Begrüßungsfrage. „Nein, ganz und gar nicht“, lautete meine für die Studenten überraschend provokative Antwort.

Alle dachten nämlich, ich würde nun Asche über mein Haupt streuen (müssen). Doch ich machte das Gegenteil: Keine Selbstkritik des Wissenschaftlers, keine Verantwortungsübernahme für die Finanzkrise? Nicht Schimpf und Schande auf das, was wir den Studenten seit Jahren beibringen. Nein!

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Leon Neschle 50 (6. Woche 2009)

Eure Exzellenz? – Das ist nicht meine Exzellenz!

Was der Exzellenzinitiative deutscher Universitäten am meisten fehlt, ist die Exzellenz dieser Initiative. (Neschle)

Der aktuelle Leitspruch deutscher Universitäten ist: „Wir wollen fortan absolut exzellent werden und künftig nur noch ex-Elend sein!“ Je mehr man hierzulande so denkt, umso mehr wird getan, um diese Exzellenz zu verhindern. Und das auch noch mit keinen Mitteln, jedenfalls nicht mit solchen, die mit einer amerikanischen Vorzeigehochschule vergleichbar wären. Was Harvard während der Subprime-Krise an Vermögenswerten verloren haben soll, nämlich etwa 8 Mrd. Euro, kann keine deutsche Hochschule verlieren, weil sie nicht einmal annähernd so viel hat.

Daher ist an deutschen Hochschulen seit einiger Zeit der Kampf um „Drittmittel“ ausgerufen, um Geld, das „Private“ den Universitäten für Forschung und Lehre zur Verfügung stellen („sollen“). Zudem fördert nun auch der Staat ausgesuchte Hochschulen, falls diese die von ihm vorgegebenen Güte-Kriterien der „Exzellenz“ erfüllen. –

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Leon Neschle 49 (39. Woche 2008)

Gierig bei Einnahmen, prassend bei Ausgaben!

Weiß der Himmel, ich war nie der Meinung, dass Geld, prächtige Häuser, Reichtum, Macht und Vergnügungen – auf all das sind die Menschen am meisten versessen – zu den erstrebenswerten Dingen gehörten. Denn ich sah ja, dass die Leute, die von solchen Dingen umgeben waren, trotzdem ganz besonders danach gierten, woran sie Überfluss hatten. (Marcus Tullius Cicero)

„Für eine Mark, die Du mehr ausgibst, musst Du zwei Mark mehr verdienen!“, sagte mein Vater. Denn für jede ausgegebene Mark wären ja Steuern und Sozialausgaben zusätzlich zu erwirtschaften. So mahnte er Ausgabendisziplin an.

Vielleicht hatte mein Vater Recht! Doch Menschen und Staat verhalten sich tatsächlich strikt anders! Sie werfen das Geld spielend und prassend hinaus, das sie sich mit äußerster Strenge oder gar geifernder Gier aneignen: Da werden etwa jüngst vom deutschen Zoll in einer groß angelegten Aktion „Athena“ mit einem Riesenaufwand 5,5 Millionen Euro unangemeldetes Geld beschlagnahmt.

5,5 Millionen? Und was blieb netto? Dazu waren hunderte Beamte an 17 deutschen Flughäfen eine Woche lang (10. -17. September 2008) im Einsatz. Allein an der Grenze zu den „Steuerparadiesen“ Schweiz und Liechtenstein beschäftigte diese Aktion 800(!) Zöllner. Wenig später fand man außerhalb dieser Aktion(!) bei einem einzelnen Studenten 8,5 Millionen Euro. „Leon Neschle 49 (39. Woche 2008)“ weiterlesen

Leon Neschle 48 (38. Woche 2008)

Nur ein schlechter Berater kann sein Honorar erklären!

When you counsel someone, you should appear to be reminding him of something he had forgotten, not of the light he was unable to see. (Baltasar Gracián)

Wie soll ich es erklären? Am besten ich fange an mit einem Aha-Erlebnis. Vor Jahren schon erzählte mir ein Wirtschaftsprüfer, dass er sich viel Zeit für seine Mandanten nehme und diese Zeit dann in Rechnung stelle. Häufig kenne er jedoch bereits recht früh die Lösung des Mandantenproblems. Die verrate er jedoch dem Mandanten nicht, sondern schreibe sehr, sehr viele Stunden und verdiene auch sehr, sehr gut daran. –

Ist das nicht die Höhe? Statt auf den Mandanten und seine Kosten Rücksicht zu nehmen, nimmt der ihn aus wie eine Weihnachtsgans?! – Das war mein Schluss in dieser Sache. Ich war schnell dabei, dieses Verhalten des Wirtschaftsprüfers als stille Abzocke zu geißeln. Doch der erklärte es mir. Und ich verstand! „Leon Neschle 48 (38. Woche 2008)“ weiterlesen

Leon Neschle 47 (37. Woche 2008)

Let’s KISS, KISS, KISS!

In character, in manners, in style, in all things, the supreme excellence is simplicity. (Henry Wadsworth Longfellow)

Lass es uns einfach halten! Alles! Einfach einfach! So einfach wie nur eben möglich! Richtig simpel! Auch für Einfältige erfassbar. Intuitiv und lösbar! – „Keep It Simple and Stupid!“ heißt das Motto für Exzellenz und Exzellenzen! –

So gesehen sind die meisten technischen Geräte und Computerprogramme grottenschlecht. Sie sind von Technikfreaks, die es nicht einfach machen können oder wollen, für Technikfreaks geschaffen, die sich an Komplexität erfreuen oder gar aufgeilen, weil die ihnen den Status der Exklusivität sichert.

So gesehen ist aber auch deutsche Verwaltung alles andere als exzellent. Sie ist nicht einmal ex-elend. Sie ist laufendes, nein feststehendes und fest stehendes Elend. Jedes weitere Gesetz stürzt uns tiefer dort hinein! Lasst uns zusammenstehen gegen diese „Eruption der Bürokrater“ (Leon Neschle 24)! „Leon Neschle 47 (37. Woche 2008)“ weiterlesen