Die Verdächtigungsgesellschaft
Die Summe aller Laster ist konstant! (1. Hauptsatz der Moral, Franz-Josef Knoche)
Wir sind angekommen in der Verdächtigungsgesellschaft, wenn die Leute sich bei jedem hergeholten Verdacht auf die Seite des Verdächtigers stellen, „Erklärungsnot“ des Verdächtigten konstruieren, die Beweislast umkehren und den Verdächtigten auffordern, sich gegen absurdeste Beschuldigungen übelster Art zur Wehr zu setzen, statt den Verdächtiger aufzufordern, zunächst einmal „Butter bei die Fische“ zu geben und belastbare Belege beizubringen. Speerspitzen dieser Verdächtigungsgesellschaft sind Moralapostel und Tugendwächter und am Anfang aller Tugendwächterei stehen Verdacht und Verdächtigung. Die sind „natürlich notwendig“, wenn und weil sie im Dienste des Guten stehen.
A. In der Verdächtigungsgesellschaft angekommen: Absurdistan ist da!
Um der Moral, Tugend und Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen (und nur dazu), sind den Tugendhaften (und nur denen) sogar Unmoral und Untugend erlaubt. Das gilt auch für den Anfang von allem: der möglichst frühen Äußerung eines Verdachts.
Rufmord und dass etwas hängen bleibt vom unvermeidlich „auch mal“ unberechtigten Verdacht sind Nebenwirkungen, die man im Dienst des Guten „leider“ in Kauf nehmen muss. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Dafür ist nachher die ganze Gesellschaft moralisch geglättet und tugendmäßig eben.
Mit einem Verdacht bringt man den Verdächtigten in eine konstruierte „Erklärungsnot“ und verschiebt die Beweislast. Nun muss der Verdächtiger nicht mehr beweisen, dass er Recht hat mit seinem frei erfundenen Verdacht, sondern der Verdächtigte, muss sich reinwaschen, von dem Schmutz, der hinterhältig auf ihn geworfen wurde. Doch ganz rein wird es nie wieder. Es könnte ja was dran sein, auch an dem absurdesten Verdacht.
Dass wir nahe dran sind an Absurdistan und seiner Verdächtigungsgesellschaft, zeigt die üble Vermutung „käuflich“ von Sigmar Gabriel über die FDP, die durch ein „offensichtlich“ ohne Beleg sogar als Tatsache hingestellt wird (Aufschrei 45). Dass es bei uns schon funktioniert mit der Verschiebung der Beweislast, zeigt die Reaktion eines Großteils der Presse (der moralischen Linken sowieso!), die von der FDP, nicht aber von Gabriel „Aufklärung“ fordert und ein Verbot „derartiger“(!) Spenden. Der Verdächtiger ist dagegen frei, unbewiesen jeden beliebigen Verdacht zu äußern, so ungeheuerlich der auch immer sei. Der wacht ja über Moral und Gerechtigkeit!
Doch auch der Verdächtiger prüft, anders als im Fall Gabriel, zuweilen die Berechtigung seines Verdachts, manchmal sogar bevor er ihn öffentlich platziert. Dazu benötigt er „leider“ Informationen, ganz intime, ganz private. So geraten beiläufig andere Leute in Verdacht, und das hält die Spitzelmühle in Bewegung. Der Mensch wird zum Objekt, zum Datensatz, der sich durch Algorithmen auswerten lässt, um die a-moralischen Ziel-Objekte aufzuspüren: Wer ist anders, handelt anders, lebt anders, denkt anders? Wer ein reines Gewissen hat, hat ja auch nichts zu verbergen! Wie soll es denn sonst gehen mit der Sicherung der Moral?
Danach muss gehandelt werden durch das „Projekt Gegenwirken“: die mittlerweile computergesteuerte Schikane eines als „verdächtig“ gerasterten und „profeilten“ Bürgers[1]. Spitzenreiter sind die „ach so liberalen“ Niederlande, die nicht einmal ein Verfassungsgericht haben, das solche Auswüchse verhindern könnte.
Na ja, „Problemchen“ gibt es da manchmal: Bloßes Versehen des Verdächtigten wird durch die Brille der Tugendwächter, Moralapostel und Gerechtigkeitsapologeten immer wieder zur bösartigen Absicht mit Folgen für den Arglosen. Und zugegeben: Manchmal wird ein wenig viel gehobelt im Dienste von Moral und Tugend. Bei CIA, Stasi, Religionspolizei und Wächterrat läuft nicht immer alles glatt. Aber es gilt, Schlimme(re)s zu verhüten! Ohne Terror ist die Tugend machtlos, meint Robespierre. Je rücksichtsloser man die Unmoralischen verfolgt, desto mehr Wohlfahrt gibt es für den braven Bürger. Da ist Terror der Tugend „leider“ unvermeidlich.
Daher geben sich islamistische Terroristengruppen tugendhafte Namen, etwa “Die Pfeile der Rechtschaffenheit (siham al-haqq)”. Man muss notfalls den Willen der Tugendhaften „durchsetzen“, weil die auch die Wahrheit und den Gemeinwillen gepachtet haben. Legt man nun den Terror auf die eine und die Tugend auf die andere Waagschale, gilt er wie immer, der 1. Hauptsatz der Moral: „Die Summe aller Laster ist konstant!“ Wer so viel Tugend hat, kann sich auch eben mehr Laster leisten: Willkommen in Absurdistan!
B. Der Pachtvertrag für Moral und Tugend: Heute gehört er der Linken!
Deutsche Moral und deutsche Tugend stehen links. Für die Linke(n) wird die Religion abgelöst und das „Opium für das Volk“ neu angemischt. Nur Führer, ups, pardon! früher verstanden sich Moral und Tugend rechts. Tugendbolde manifestierten sich da in den Kategorien „deutsche Frauen“ und „deutsche Männer“ oder allgemein in „deutsche Tugenden“. Doch das geht gar nicht mehr! Heute hat die Tugend die Seite gewechselt. Auch Luzifer (der „Lichtbringer“!) war ja nur ein gefallener Engel!
Wichtigstes Bemühen linker Tugendtriebtäter ist es, jedem Ego-Trip den Stempel des Bemühens um die Gesellschaft aufzudrücken. Das haben sie mit Umwelt-, Friedens- und vor allem mit Unschulds-Gutmenschen gemein. Die sind die heimlichen Verbündeten der Linken, weil sie zwar den alten Glauben aufgaben, sich deshalb aber gern neuen Glaubensweisheiten verschreiben. Nehmen wir die Umwelt-Gutmenschen:
Glaube doch keiner, sie verstünden etwas von den Dingen, an die sie glauben, glauben zu müssen! So glauben sie einfach! Daher nehmen auch keine Tatsachen mehr wahr: dass der Club of Rome sich gnadenlos verprognostiziert hat, dass die Wälder noch immer nicht gestorben sind und dass vom Ozonloch niemand mehr redet.
Die Gletscher am Himalaya sind 2035 definitiv auf ein Fünftel geschrumpft. Oder war es 2350? Oder wer kann so etwas überhaupt seriös …? Egal! Setzt man sich dafür ein, gibt das dem Leben ganz persönlich den Sinn, den die Religion einem nicht mehr stiftet. Es wird gerne geglaubt, weil hinter dem neuen Glauben die Rettung der Welt steht. Dafür ist alles, doch wirklich alles erlaubt, kleine Lügen sowieso. 😉 Die häufigste ist wohl die über Leuchtkraft und Lebensdauer von Energiesparlampen:
Neschle hat konventionelle Glühbirnen nicht annähernd so häufig gewechselt wie Energiesparlampen. Die haben jedoch angeblich die X-fache Lebensdauer. Müssten sie auch! Sie sind als Müll doch auch X-fach umweltschädlicher! Abgesehen davon wird einem jede Funzel, die nur schlecht leuchtet, schon als „Energiespar(sch)lampe“ untergejubelt. Ihr Kauf gibt aber das gute Gefühl, zu den Moralischen zu gehören. Da kann man auch mal die Augen anstrengen oder früher ins Bett! Das kältere Licht lässt ohnehin frösteln und macht wenig Spaß auf mehr!
Den Glauben an die „eigene“(!!!) Moral und das Gute „in sich selbst“ (!!!) hat man als grüner Gutmensch mit der Linken gemein, die im Kampf um Gerechtigkeit zumindest nach eigenem Gefühl die Speerspitze bildet. „Gerechtigkeit“ ist, was die Linke als Gerechtigkeit bestimmt. Und das ist vor allem Selbstgerechtigkeit. Die wichtigste Triebfeder der Linken ist dabei der von der eigenen Moral vernebelte Neid. Er beherbergt die Kriterien für die Auslösung von Verdächtigungen, etwa „Wer mehr verdient als ich, ist ein Betrüger.“ Um einen solchen Verdacht auszusprechen, ist jeglicher Skrupel fehl am Platze. Denn:
Alles um den Linken und die Linke herum ist Lüge, Bestechung, Kungelei, außer es weist sich jemand als (Gesinnungs-)Genosse aus. Die eigene Lebenslüge aber bleibt ein Leben lang getarnt. –
Und doch lugt sie manchmal hervor! Für andere! Und nur für sie! Im bigotten Handeln, das nicht passt zu allem Moral- und Gerechtigkeitsgeschwafel (Was war Wandlitz? Wie lebt der große Führer von Nordkorea?). Und in der Doppelmoral! Die bügelt über alle moralischen Skrupel hinweg. Daher sind linke Gesellschaften „Terror-Gesellschaften“ und sie werden es bleiben, wenn das Vergessen einsetzt und die Verführung mal wieder Erfolg haben sollte. (Als Literatur immer gern empfohlen: Animal Farm von George Orwell!)
C. Die Verdächtigungsgesellschaft erreicht die Unternehmungen
Neschle hat sich gefreut. Neulich wurde er von einer Firma zu einem Fußballspiel eingeladen. Die Einladung ist nicht unbedingt interessant. Die Umstände schon:
Die Eintrittskarte wurde frei, weil ein Geschäftsfreund sie abgelehnt hatte. Zu gefährlich für ihn: Da „könne“ der Verdacht aufkommen, es werde etwas gekungelt. – Selbst persönliche Beziehungen und Freundschaften werden zunehmend geleugnet, zusätzliche Kontakte gemieden, wenn man geschäftlich verbunden ist.
„Compliance“ heißt das entzaubernde Wort, das hilft, jede persönliche Beziehung mit Verdächtigungen zu überziehen: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern! Selbst harmlose Weihnachtsgeschenke unterliegen solchen Verdächtigungen. Manche Unternehmungen verkünden ihre neue Moral schon seit langem auf Weihnachtskarten: Sie haben statt der ohnehin verdächtigungsbelasteten Geschenke für einen guten Zweck gespendet. (Da die Summe dafür nie genannt wird, sieht niemand, wenn es nur ein Bruchteil dessen ist, was früher für Weihnachtsgeschenke ausgeben wurde. Aber man will ja niemanden verdächtigen! ;-))
Die Verdächtigungen gehen so weit, dass in manchen Firmen selbst Weihnachts- oder Geburtstagskarten mit Argwohn betrachtet werden. Normale Aufmerksamkeit und Freundlichkeit bekommen den Hautgout des Verwerflichen: Welch unbeobachtete Beziehung gibt es da? Könnte sie Probleme für die Firma bereiten, weil sie in Kungelei und Bestechung endet? Das müssen wir unter Kontrolle haben!
Die Verdächtiger, die jedem menschlichen Kontakt diesen Geruch geben und ihn weitermobben, leben ungestört von jeglicher Sanktion und vermiesen der Gesellschaft mit den absurdesten Verdächtigungen die Stimmung und das Leben. Sie fühlen sich aber gut dabei, weil sie über die Tugend wachen. Da muss man schon den Anfängen wehren! Die Unmoral beginnt ja meist mit einem freundlichen und guten persönlichen Kontakt. Das könnte immer in „Käuflichkeit“ und „Bestechlichkeit“ enden. So gesehen ist Gabriels Verdächtigung „offensichtlich käuflich“ (Aufschrei 45) nur eine Erscheinung der Jetztzeit.
Es mag ja sein, dass andere Menschen in einer solchen Welt leben wollen oder es gar nicht merken, dass wir dahin abgleiten. In der DDR haben es auch viele nicht gemerkt. Sie zeigen sich erst nach dem Lesen ihrer Stasi-Akte enttäuscht von der Entdeckung, dass „ihre Freunde“ (Für Verdächtiger gibt es „Freunde“ nicht!) sie damals verdächtigt und bespitzelt haben. Schön dass die Linke heute schon wieder als Tugendwächter auftritt. Die kann aber gar nicht anders, denn das gehört zur Ideologie. Doch: Spricht die Linke von Moral, spendet der Teufel das Weihwasser!
Auch für Neschle haben die Verdächtiger die Welt geändert: Früher haben Neschles Empfehlungen guten Studenten bei der Jobsuche geholfen. Heute schaden diese Empfehlungen bei vielen Unternehmen. Da stellen Leute ein, die sich von guten Bewerbern gefährdet fühlen. Besonders gute KandidatInnen machen immer besonders schlechte Stimmung (http://www.zeit.de/2010/01/Martenstein-01;-)). Aus egozentrischen Gründen vermeidet man daher deren Einstellung, nach außen aber mit dem Verdacht, hinter der Empfehlung könne eine Kungelei stehen. (Neuerlich mehrfach erlebt, als Neschle guten Leuten mit einer Empfehlung helfen wollte!)
Betroffen ist auch Neschles eigene Tochter. Denn „Compliance“ meidet alles, was nach Kungelei aussehen könnte. Einige von Neschles Doktoranden haben z.B. Sorge, falls Neschles Tochter in ihrer Firma eingestellt würde, könnte das den Verdacht nähren, sie hätten sich ihre Promotion erkauft. Und Neschle selbst rät seiner Tochter von einer Bewerbung dort ab. Die Verdächtigungsgesellschaft passt sich eben dem denkbar miesesten Charakterschwein unter den Verdächtigern an!
Also hat sich selbst Neschle (vorerst!) den Verdächtigern gebeugt. Schon die Tatsache, dass sie auftreten könnten, beeinflusst seine Entscheidungen: Ein Doktorand wollte vor seiner Promotion an Neschles Uni spenden. Neschle riet ihm davon ab, obwohl sein Fachbereich die Spende gut gebrauchen konnte und zwei Gutachter außer Neschle im Spiel waren: Allein die Verdächtigung, mit der Spende sei die Promotion erkauft worden, hätte geschadet. Die Verdächtiger mit ihren Schandmäulern hätten sich dabei sogar im Recht gefühlt. Es hätte ja was sein können!
Verdächtiger erzwingen viele falsche Sachentscheidungen. Unsere Verdächtigungsgesellschaft nimmt sie dennoch in Schutz. Sie fordert die Rechtfertigung allein vom Verdächtigten. Gegen Verdächtiger gibt es keine Sanktionen trotz der Schäden, die sie in der Sache und mehr noch in der Kultur des menschlichen Umgangs anrichten.
D. Moralapostel als Negativisten
Verdächtiger sind Negativisten, befürchten stets einen Verrat an Moral und Gerechtigkeit. Sie verwenden alle Daten, derer sie habhaft werden, allein negativ gegen Menschen, deren moralische Fehler sie aufdecken. Das sind alle außer ihnen selbst. Daher gibt es große Furcht vor Bildern im Internet. Auf ausgewogene Deutung setzt man bei Verdächtigern vergeblich. Wer je bei einer Fete mit Bier in der Hand abgelichtet wurde, wird als Säufer abgestempelt. Positive Informationen werden übersehen, selbst wenn sie 1000:1 stehen. Es könnte ja was dran sein am Verdacht!
Neschle hat es erlebt. Ohne Unrechtsbewusstsein brach ein Verdächtiger in einen geschützten Bereich seiner Homepage ein. Er stahl Fotos und stellte sie öffentlich ins Netz: Fotos vom Doktorandenseminar zeigten z.B. eine Doktorandin, die von zwei Doktoranden mit einem Wangenkuss bedacht wurde. Wildeste Verdächtigungen erschienen anonym im Netz. Sie zielten hemmungs- und gnadenlos auf den Ruf der jungen Dame.
Weil niemand bei der Arbeit fotografiert hatte, war es auch ein „reines Spaß-‚Seminar‘“. Da störte es nicht, dass man auf Seminaren ohnehin nur in der Freizeit fotografiert. Die Fotos zeigten Freizeit, also war nur Freizeit. Mein Finanzamt hat davon zum Glück nichts erfahren. Dem würde ich sagen: Das Seminar war harte Arbeit. Zwei Doktoranden beendeten danach ihr Promotionsvorhaben. Und das ist wahr! –
Gespenster gehen um in Europa: Die Verdächtiger. Und die fühlen sich gut bei ihren Verdächtigungen! Ihr Wächterrat ist immer im Dienste der Gerechtigkeit! Verdächtiger wandern im Morast jeden denkbaren Fehlverhaltens. Sie nutzen ihren mit allen Abwassern vergüllten Geist, immer neue Verdächtigungen zu produzieren.
Neschle sollte sich vor ihnen hüten: Da schadet ihm schon, wenn er jemanden duzt. Gibt es da Bestechung, Kumpanei? Jeder weitere Satz im Internet erhöht die Gefahr, dass er von solchen Kreaturen verdächtigt und verleumdet wird, ohne dass diese selbst Schaden nehmen. Diese Gesellschaft hat sich so entschieden:
Sie lässt Sigmar Gabriel sein wild gemutmaßtes und klimavergiftendes „offensichtlich käuflich“ durchgehen und die Presse feiert es mit ernsthaften Kommentaren, statt die unbelegte üble Verdächtigung zu geißeln. Wo immer der Verdächtiger seinen Verdacht herholt: Rechtfertigen muss sich allein der Verdächtigte!
Sogar Spaßmacher schließen sich den Verdächtigern an mit dem Vorschlag, statt nur Gesetze an Reiche zu verkaufen, könne man sie auch mal an Arme verlosen. Auch da ist als Tatsache gesetzt, was bislang nur üble Verdächtigung ist: Der „offensichtliche Kauf“ eines Gesetzes. Dass damit das gesamte parlamentarische System und die Demokratie in den Schmutz gezogen wird, sei nur nebenbei bemerkt.
„Summum ius, summa inuria“ heißt es. Für die Moral gilt: Die höchste Moral ist die größte Unmoral! Diese Unmoral wird uns um die Ohren gehauen, wenn wir die selbstgerechten Moralisten und die Gutmenschen in deren Schlepptau nicht stoppen!
Es ist im Dienste der Moral
Verdächtigern heut sch… egal,
ob die Verdächtigungen stimmen,
die kleinen und auch die ganz schlimmen.
Leicht redet man von „Käuflichkeit“,
zum Nachweis bleibt danach noch Zeit.
Dazu darf man in Daten wühlen,
Intimes bis nach oben spülen.
Mit dem Abwasser seines Geistes,
zur Rettung der Moral da heißt es,
in Kauf zu nehmen selbst den Schaden,
denn sonst geht ja die Tugend baden.
Man fühlt sich gut beim Denunzieren,
sonst würde die Moral verlieren.
Ist der Verdacht auch noch so klein,
es könnte immer etwas dran sein.
Und ist nichts dran, dann bleibt es eben,
„leider“ am Denunzierten kleben.
Da kann der schimpfen und auch toben,
die Beweislast hat sich längst verschoben.
Denn die Verdächtigungsgesellschaft
nimmt den Verdächtiger in Schutzhaft.
Wie kühn auch der Verdacht, der droht,
nur Verdächtigte trifft Erklärungsnot!
So es gibt Schaden für die Sache(n),
weil wir nie mehr die Dinge machen,
die irgendwie Verdacht erregen,
wir geben so dem Falschen Segen.
(alternativ: wir geben so den Flaschen Segen)
Der „Moralist“ die Macht erwirbt,
die Menschlichkeit im Umgang stirbt.
Wenn wir uns nicht dagegen wehren,
regieren die Totalitären!
[1] Vgl. dazu den sehr lesenswerten Artikel von Frank Rieger, Der Mensch wird zum Datensatz, FAZ, Nr. 12, Freitag, 15. Januar 2010, S.33.
PDF-Datei
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Jetzt hat auch NRW seinen Skandal! Ministerpräsident käuflich?! 6000 € für ein Gespräch mit ihm.
Auch wenn seine Partei damit finanziert wird, auch wenn man keinerlei Lobbyismusvorwurf nachweisen könnte: In der Verdächtigungsgesellschaft ist so etwas ein schwerer politischer Fehler.
Doch wer nachdenkt, wird erkennen: Niemand wird in diesem Land so doof sein, Bestechung offen zu organisieren. Aber es ist wieder die Zeit für Verdächtigungen, auch wenn nie ein solches Gespräch stattgefunden hat. Trotzdem sprechen Linke, SPD und Grüne von „Bestechlichkeit“.
Doch sind diejenigen immer unschuldig, die unbelegt diese Verdächtigungen aussprechen?
Euer Neschle
So traurig all diese Fälle auch sein mögen, sind sich doch nur der Anfang. Konsequent befolgt, verlangt das Vorsorgeprinzip einen Beweis von Seiten des potenziell Verdächtigen, dass er auch von den Sünden frei ist, die der Teufel noch gar nicht erfunden hat.
Jetzt ist es herausgekommen. Westerwelle hat vor der LGT-Bank in Liechtenstein 2007 vor(!) der Steueraffäre einen Vortrag gehalten! Nun ist er in den Steuerhinterziehungsskandal verwickelt! Und so eindeutig hat er sich auch nicht für den Kauf der Steuer-CD ausgesprochen. Und wofür hat er sein Honorar überhaupt verwendet?
Neschle gesteht: Auch er hat schon Vorträge vor Institutionen und Leuten gehalten, die später mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Er weiß sogar sicher: Einer seiner Studenten war später in einen Raubüberfall auf eine Bank verwickelt. – Und mit so was, gibt der sich ab? Sicher waren auch schon Steuerhinterzieher dabei, vielleicht sogar Mörder. Und wofür er sein Geld verwendet, lässt er niemanden genau wissen!
Da hat die Presse eine neue Schlagzeile „Neschle verdient sein Geld durch Vorträge vor Mördern“!
Herzlichen Glückwunsch, liebe Verdächtigungsgemeinschaft,
Ihr habt mit Eurem Kopf wieder mal den Nagel getroffen.