Au … Aufschrei 64

St. Martin: Unsozialer als Oskar?

„Hart, aber fair!“ wieder mal „Weich und doch unfair!“
Oder: Wenn Oskar La(ch)fontaine sich selbst opfert!!!

St. Martin, dereinst Bischof von Tours, gab in seinem alten Leben als römischer Soldat die Hälfte seines Mantels an einen Bettler. Soweit die Legende. Prozentual gesehen ist das nicht viel gegen die Steuervorschläge der Linken. Nach Entwürfen, die zunächst mit einer 100-prozentigen Einkommensbesteuerung ab 500.000 Euro drohten[1], blieb die Linke endgültig bei 75 Prozent.

Oskar Lafontaine in der Runde „Hart, aber fair“ am Montag, den 18. März 2013, findet das gut und meint über sich selbst: Ich bin der Einzige in dieser Runde, der vom Staat etwas fordert, was sich auch gegen mich selbst richtet.

Damit sagt der alte Pharisäer nicht nur, dass er selbst so gut verdient, dass ihn dieser Steuervorschlag treffen würde, sondern auch, dass die anderen Diskussionsteilnehmer ihre sündige Politik für ihre persönlichen Interessen machen. Er selbst macht Politik dagegen aus lauterster Moralität gegen sein eigenes Interesse, nur weil es dem Gemeinwohl dient.

Keiner in der Runde hat das kritisch kommentiert: Eben nicht „hart, aber fair“, sondern „weich und doch unfair“! Denn danach kommt die Rede auf den Unternehmer Rossmann, den Lafontaine dazu auffordert, er könne doch freiwillig höhere Löhne zahlen, wenn er die für richtig halte. Und das ist ja nun mal wahr. Denn freiwillig kann jeder, muss aber nicht!

Schauen wir noch einmal wertend auf dieses Szenario:

Oskar lobt sich für seine Moral, denkt aber selbst nicht daran, dass auch ihn(!) bislang niemand gehindert hat, freiwillig das zu tun, was er selbst für moralisch hält. Wie wäre es also, lieber Oskar, wenn Du genau das tätest, was Du von Rossmann forderst! Freiwilligkeit verbietet in diesem Land niemand. Spende einfach, was das Zeug hält, für Zwecke, die Dir am Herzen liegen. So viel, bis Du das Besteuerungsziel Deiner Partei bei Dir selbst erreicht hast. Dann kannst Du schon mal für den Ernstfall üben wie das ist. Und am besten holst Du Versäumtes noch nach.

Auch die Tat von St. Martin geschah ja nicht unter gesetzlichem Zwang. Gesetzlicher Zwang verhinderte sogar, dass er den ganzen Mantel geben konnte. Denn der Staat hatte die Hälfte seiner Ausrüstung finanziert und Martin durfte diesen Teil nicht weggeben. Und das genau ist der Unterschied in der moralischen Qualität zu Oskar:

Oskar könnte freiwillig hergeben, was er selbst für moralisch richtig hält und von anderen fordert, macht es aber heute noch nicht. Er hält sich aber deshalb für moralisch, weil er mit den Linken fordert, der Staat solle das „moralisch Richtige“ anderen und ihm selbst mit Zwang wegnehmen.

Doch nun kommt der Clou:

Oskar könnte zwar schon heute bei und für sich selbst seine Forderungen an seinem Einkommen realisieren, der Staat aber kann das bei anderen (und Oskar) erst, wenn Oskar sich mit seinen Forderungen politisch durchsetzt und an der Macht ist.

Zu diesem Zeitpunkt kann sich Oskar aber einfallen lassen, wie er seine Macht wirklich nutzt. Da ist den Führern in sozialistischsten Ländern noch immer etwas in den Sinn gekommen, wie sehr sie auch ihr Land heruntergewirtschaftet haben. Das weißt Du doch auch, Oskar! Schau nach Nordkorea, alter Schlauberger! Oder glaubst Du wirklich, in Russland gab es gleich nach dem Ende des Sozialismus so viele Oligarchen, weil im Sozialismus alles so gleich verteilt war?

Nein, lieber Oskar, es ist wirklich zu leicht, 75 Prozent Besteuerung auch für Dich selbst zu fordern. Du weißt nämlich, dass gerade Dich selbst das niemals unfreiwillig trifft. Wenn diese Besteuerung für die anderen eintritt, bist Du an der Macht, kannst Du es für Dich richten, dass Du gar nicht betroffen bist.

Bei mir hättest Du daher nur eine Chance als der Moralist zu gelten, als der Du Dich selbst so gerne hinstellst:

Du machst heute schon freiwillig, was Du von den anderen fordern wirst, wenn Du Deine politischen Ziele durchsetzen kannst. Am besten holst Du das von gestern sofort nach. (Zinsen seien Dir sogar erlassen!)

Erst dann, lieber Oskar, kannst Du behaupten, Du seist „moralisch“. Sonst belegt, was Du sagst und tust, wieder einmal Deine Doppelmoral. Deine Taten stimmen mit Deinen Worten nicht überein. – Nee, Oskar, nee! Selbst wenn es keiner gemerkt hat in der Diskussionsrunde „Weich und doch unfair“. Mit mir nicht, mein alter Schlauberger!

Ausnahmsweise ein Gedicht:

Fortgeschrittener und weggelaufener Sozialismus

Der Sozialist vom alten Eisen

will alle Menschen equalizen.

Er baut dafür aus Leistungslust

am grünen Tisch den Lebensfrust.

Wer am Beginn wird profitieren,

der muss am Ende doch verlieren.

Denn die zur Leistung sind imstande,

sind dann nicht mehr in seinem Lande.

Nur die dort an dem grünen Tische,

die teilen sich die dicken Fische.

Was früh gefordert an Moral,

für die am Ruder ist’s egal.


[1] dapd (2013): Linke fordern 100-Prozent-Steuer für Reiche, vom 01.02.2013. URL: http://nachrichten.t-online.de/linke-fordern-100-prozent-steuer-fuer-reiche/id_61979132/index?news.

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