Au … Aufschrei 43

Hoppla Hopp Hoffenheim!

Watzke abgewatscht

Dietmar Hopp von 1899 Hoffenheim (oder Hoppenheim?) watscht ab, ohne abzuwarten. Nachdem er schon Schalke 04 wegen städtischer Beteiligung an der Arena auf Schalke in den Senkel gestellt hat, sind nun Borussia Dortmund und sein Manager Hans-Joachim Watzke dran. Da ist das Gleichgewicht im Revier wieder hergestellt. Aber so macht sich der ungeliebte Hopp sicher keine neuen Freunde.

Doch „Hoppla Hopp!“ wird da mancher sagen: Ist das nicht die Retourkutsche für böse und saudumme „Fan“-Plakate und „Fan“-Gesänge, die sich der Dietmar in den letzten Wochen gefallen lassen musste? – Eher nicht! Denn bei Watzke ist es die unmittelbare Reaktion auf dessen Kritik an der Verteilung der Fernsehgelder.

Diese Verteilung erfolgt nicht nach Publikumsinteresse oder Sehbeteiligung, sondern nach dem Tabellenplatz. Gerät eine Traditionsmannschaft tabellenmäßig ins Hinterfeld, ist jedoch das Interesse der Fernsehzuschauer an deren Spielen immer noch höher als an den Spielen von Werks- oder Retortenmannschaften. Da findet es Herr Watzke gerecht, wenn Mannschaften mit höherem Zuschauerinteresse mehr Geld erhielten. Auch die Werbung ist dort besser platziert. Die bringt den Sendern das Geld, was sicher auch Dietmar weiß, wo er sonst den Finanzmann so herauskehrt.

Neschle findet daher, der Watzke hat Recht. Aber nicht ganz! Denn „Volenti nun fit inuria“ (Dem Wollenden geschieht kein Unrecht). Bislang gilt jedenfalls eine Regelung, die auch mit Zustimmung des BVB zustande kam. Da kann er sich höchstens für Dummheit an den eigenen Kopf fassen. Doch warum sollte das nicht für die Zukunft geändert werden?

Doch Hopp fühlt sich durch Watzke offenbar persönlich angegriffen, wird ebenfalls persönlich und macht die Managementfähigkeiten beim BVB herunter. Weil die nicht einmal für das Tagesgeschäft reichen, habe Herr Watzke auch kein Recht zur Kritik an ihm und am Nicht-Traditionsverein Hoffenheim.

Aber hoppla?! Hoffenheim, kein Traditionsclub? Wie kommt Herr Hopp denn darauf? Dieses Traditions-Defizit hat man doch marketingwirksam ausgeglichen, indem man Hoffenheim sogar zehn Jahre älter machte als den BVB. 1899! Wouw!

Neschle befürchtet: Das ist genau einer der Gründe, warum Hopp nicht geliebt, ja nicht einmal gemocht wird in der Fußballszene. Hopp ist strategisch gescheitert, falls er Erfolg in dem Sinne wollte, dass die Fans in Fußballdeutschland ihn mögen. Sein entscheidender Fehler:

Eine No-Name-Mannschaft ohne Tradition im deutschen Fußball zu nehmen, ihr mit „1899“ einen provokant traditionsreichen Anstrich zu geben und Retortenbabies spielen zu lassen, die keine traditionelle Unterfütterung durch regionalen Jugendfußball und Jugendförderung haben. Wer so etwas hernimmt, den nimmt der Fan nicht hin. Das ist eigentlich jedem klar in Fußballdeutschland, außer Herrn Hopp. – Und so wäre Dietmar Hopp beliebt geworden und vielleicht sogar geliebt worden:

Greife einen Verein mit großer Tradition im deutschen Fußball, der ein wenig aus dem Tritt ist, aber regional mit guter Jugendarbeit breit und tief verwurzelt ist. Im Ruhrgebiet wäre das etwa Rot-Weiß Essen, wo einst der Boss Helmut Rahn kickte, vielleicht sogar Rot-Weiß Oberhausen oder Westfalia Herne; woanders etwa der 1. FC Saarbrücken, der 1. FC Kaiserslautern, der TSV 1860 München, Kickers Offenbach, Eintracht Braunschweig oder sogar Waldhof Mannheim. Welch geballte Tradition! All diese Vereine wären für Hopps Image besser gewesen als Hoffenheim. Die Leute hätten ihn geliebt, die ganze Liga hätte ihm zu Füßen gelegen, hätte er einem dieser Traditionsvereine zur Wiederauferstehung verholfen.

Aber ein reines Kunstprodukt mit einem gefakten Traditionsmäntelchen in die gewachsene Natur der Liga zu stellen, wo schon ein Werksclub kritisch beäugt wird: Damit kann man nur den Unmut der Fans schüren. Das, lieber Dietmar, war Dein strategischer Fehler. Und wer solche dicken Hunde macht, der sollte sich nicht über Fehler anderer so erhaben fühlen.

Zwei Bemerkungen zum Schluss:

1. Lieber Dietmar! Wie wenig Du den deutschen Fußball verstanden hast, zeigt Deine Aussage: „Erfolg hängt von den handelnden Personen ab!“ Das mag für Unternehmungen stimmen, aber die haben Kunden. Für Traditionsclubs, die echte Fans und nicht nur Erfolgs-Fans und Zuschauer (die sind wie Kunden) haben, gilt das nur eingeschränkt. Schalke und Dortmund überstehen selbst schlimmste Zeiten und Personen. Denn deren Fans sind keine Kunden. Aber 1899 Hoffenheim kriegt die Krise ohne Dich und landet (fast) wieder dort, woher es einst kam. Die können nur hoffen in Hoffenheim, Du kommst nicht so schnell ins Heim!

2. Wenn Du der Privatmann warst, der den FC Schalke 04 wegen Insolvenzverschleppung angezeigt hast, hast Du heute vor Gericht verloren. War es ein BVB-Fan, dann der. Das Geld, das die Stadt Gelsenkirchen indirekt dem FC Schalke 04 zur Verfügung gestellt hat, bekommt sie schnell an Gewerbesteuer wieder herein. Du kannst doch gut mit Geld umgehen und so gut rechnen!? Warum geht das denn in diesem Fall nicht? Diese Stadt würde sich jedenfalls einen Bärendienst erweisen, wenn sie einen der größten Arbeitgeber der Stadt hängen ließe. Ich bin sicher, auch Deine Unternehmung hat gerne staatliche Standorthilfe angenommen. Und dann ist die Gewerbesteuer gesprudelt. Oder etwa nicht?! Also bitte nicht so scheinheilig, Dietmar!

Ansonsten hoffe ich, dass die Leute trotz Deiner Fehler freundlich mit Dir umgehen. Du hast Kritik verdient, aber keine Beschimpfung oder Schmach. Erst recht keine Bedrohung durch Fans, die Dir das Wasser nicht reichen können. In gewisser Hinsicht ist es auch eine gute Erfahrung mit 1899 oder 1999 Hoffenheim.

Nix für ungut, Dietmar! Glückauf, die Steigerung kommt! Bestimmt auch mal für Dich!

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