Au … Aufschrei 41

Die armen Iren und die armen Irren.

Die volle Blauäugigkeit: Hast Du schon ein blaues Auge, so halte auch das andere hin!

Der Fußball wird von einem neuen Wettskandal erschüttert. Wilde Mutmaßungen und Vorverurteilungen allenthalben. Nur Spieler von Verl erwiesen sich nun plötzlich als Kerl und gestanden. Wenig ist bislang wirklich bewiesen, aber man kann ja mal drüber sprechen und das Wort „mutmaßlich“ vergessen, das sonst sogar bei Mord strikt zugebilligt wird.

Nun ist ein solcher Wettbetrug ganz schlimm, weil er nicht nur den Fußball als Sport schädigt, sondern auch andere Wetter. Überall, wo Geld und Glück im Spiel ist, versucht die organisierte Kriminalität eben, dem Glück mafiös nachzuhelfen. Es wird manipuliert, was das Zeug hält. Dabei bedeutet „Manipulation“ nach dem Herkunftswörterbuch des Dudens eigentlich nur „geschickte Handhabung“.

Eine solch geschickte Handhabung zeigte auch Thierry Henry, als er im Spiel gegen Irland mit seiner Hand nicht nur den Ball im Spiel hielt, sondern ganz Frankreich im Kampf um die Fußballweltmeisterschaft. Die armen Iren wurden um ihre Teilnahme betrogen. Über die FIFA kann man aber nur sagen: ‚Die armen Irren‘ oder zumindest ‚Die Armen irren‘, wenn man auf die Armut im Geiste der Entscheidungsgreise anspielt. Zwar wurden auch durch Henry tausende Wetter betrogen, aber die Verantwortlichen sagen: Das ist korrekt so! Das manipulierte, durch geschickte „Handhabung“ erzielte Ergebnis bleibt.

Der Schaden für den irischen Sport durch Henrys Manipulation geht in die Millionen und der Schaden für den ganzen Fußball schlägt all seinen Anhängern ebenso aufs Gemüt wie der Wettskandal. Wer aber trägt die Schuld?

Betrachtet man die Reaktion der irischen Spieler während des Spiels auf jeden Fall nicht der Manipulator Henry. Schuld haben danach allein der schwedische Schiedsrichter und seine Assistenten, die den Betrug nicht gesehen haben. Man stelle sich jedoch vor, bei einem Mord würde nicht dem Mörder Schuld gegeben, sondern allein Justiz und Polizei, weil ihnen das Verbrechen nicht aufgefallen ist! Der Mörder aber bliebe frei von Verantwortung. Die FIFA hält das nicht für verantwortungslos.

Aber warum geht der Übeltäter nicht hin und gesteht seine „Manipulation“? Würde er dadurch nicht zum Helden werden? – Zum irischen Helden auf jeden Fall! Aber auch zum französischen?

Würden alle Franzosen, die im Wettskandal Spielmanipulationen verurteilen, das auch in diesem Fall tun? – Sicher nicht. Denn beim Wettskandal sind sich die Franzosen einig, bei Henry sind sie gespalten. Die einen haben Moral und kritisieren Henry, die anderen sogar doppelte, was weniger ist als eine ganze Moral.

Dass Eingestehen einer Untat eine Chance sein könnte, sieht man an Bayerns Torhüter Rensing. Der hat im Spiel gegen Hoffenheim 2009 nicht zugegeben, dass er einen Ball erst nach der Linie aus seinem Tor fischte. Das war nach jahrelangem Anstehen hinter Olli Kahn die zweite große Torheit dieses Torhüters. Rensing hätte Profil zeigen und sich unvergesslich machen können. Den FC Bayern hätte das nur zwei Punkte gekostet, am 13. Spieltag gerade mal einen Tabellenplatz (Was macht das schon: Siebter oder Achter?!). Für Hoffenheim wäre es dagegen ein Aufstieg in die Sphären der Champions League gewesen. Doch Profil zu zeigen scheint schwer, wenn man keines hat. Daher ist Rensing nun vergessen und das kann man ihn auch.

Henry aber hat sich zumindest nach dem Spiel gegen Irland an sein Profil erinnert. Er hat pressewirksam verkündet, er wollte nach seiner Untat seine Karriere an den Nagel hängen. Konnte er natürlich nicht! 😉 Aus lauter Liebe zu Frankreich und Verantwortung für den Fußball dort! Und er hat eine Wiederholung des Spiels gegen Irland gefordert. Die „Tatsachenentscheidung“ und seine Bedeutung kannte er natürlich nicht. ;-)) Daher konnte er nicht ahnen, dass die FIFA „Nein!“ zu seinem Vorschlag sagt. Oder? – Doch wo kämen wir hin, wenn wir nur die manipulierten Spiele wiederholten und nicht auch die Manipulatoren bestraften? Die Wettmanipulatoren sollen bestraft werden. Aber hat Henry nicht dasselbe getan?

Und schauen wir mal auf die Tatsachenentscheidung: Hat ein Schiedsrichter Gelb für ein rotwürdiges Foul gezeigt, bleibt die Entscheidung bestehen. Hat er das Foul gar nicht gesehen, kann der Verband das Foul nachträglich bestrafen, eine Sperre oder Geldstrafe verhängen, selbst wenn das Foul für den Ausgang des Spiels keine Folgen hatte. Und bei Henrys mindestens gelbwürdigem Vergehen mit seinen fundamentalen Konsequenzen für den Spielausgang, der das Tor zur WM öffnete?

Es wird häufig von der Vorbildfunktion der Spieler geredet und genau an dieser Stelle fordern das Vorbild weder die Spieler selber ein noch die Fans oder die Fußballverbände. Sport und Fairness passen hier nicht mehr zusammen. Neschle hat dafür nur noch „Spott“ und „Madness“ übrig. Und so etwas vergällt auf Dauer die Laune aller Fans, wenn ihre Mannschaft mal dran ist. Vielleicht sagen die Fans dann: „Macht doch Euren Pfusch alleine!“

Und Henry und Rensing können endlich miteinander Handball spielen. Welche Tore zählen und welche nicht, können sie dann selbst entscheiden, der Tor und der Torhüter.

PDF-Datei
This post was downloaded by 963 people until now.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert