Gender-Tender: Diskriminieren „zwischen“, „nach“ und „von“(I).
In unserer Gesellschaft werden Frauen manchmal diskriminiert, in meiner Gesellschaft nicht. (Neschle).
Neschle hat neulich einen Forschungsantrag eingereicht. Dabei musste er unterschreiben, dass mindestens 40% der Arbeit von Frauen geleistet wird. Ohne diese Unterschrift hätte er den Antrag nicht einreichen können, geschweige denn, den Forschungsauftrag erhalten.
Trotzdem tut Neschle diese Unterschrift nachträglich leid. Er hätte angehen müssen gegen den organisierten Schwachsinn. Auch wenn es ein aussichtsloser Kampf gegen institutionalisiertes Gutmenschentum und die überfinanzierte Gender-Forschung gewesen wäre und er sich damit ins moralische Abseits gestellt hätte. Geschlechterforschung befasste sich früher nur mit der Geschichte von Adelsfamilien. Heute aber diskriminiert man damit nach möglichst sachfremden Geschlechts-Kriterien.
A. Forschungsfähigkeit: Sieh zwischen Ohren und Schenkel!
Bei dem Forschungsauftrag sollten Frauen in Arbeit gezwungen werden, die Kinder nicht machen dürfen und können und Männer nicht machen sollen. Doch warum?
Man könnte an einen Diskriminierungsversuch denken. Frauen und Ausländer sind immer diskriminiert, außer sie drehen Pornofilme, spielen in der Bundesliga oder machen Nutzloses wie Tanzen oder Singen. Dann verdienen sie im Durchschnitt mehr als Männer oder Deutsche, fühlen sich aber wegen anderer Dinge diskriminiert. Das ist ein schönes Gefühl, denn die anderen sind dabei im Unrecht.
Mit der Quotenregel sollen jedoch nicht mehr Frauen in eine Arbeit gezwungen werden, die sie gar nicht wollen, sondern das Ganze soll gegen ihre Diskriminierung wirken, damit Männer nicht mehr tun dürfen, was sie können oder wollen:
Früher stellte Neschle seine Teams für Forschungsarbeiten nur nach sachlichen Kriterien zusammen. Das Geschlecht spielte keine Rolle, sondern Fragen wie die folgenden: Welche Synergien hat er oder sie mit seiner oder ihrer Doktorarbeit oder welche speziellen wissenschaftlichen Fähigkeiten hat er oder sie im Hinblick auf das Projekt? Schluss!
Dazu schaute Neschle mit genderfreiem Röntgen-Blick zwischen die Ohren. Das machte er schon aus Erfahrung und Selbstmitleid. Denn er wollte die Arbeit sachlich, schnell, gut und reibungsfrei erledigen. Nun aber soll er mit genderlastigem Scharf-Blick zusätzlich auf die Brust oder zwischen die Schenkel starren.
Allenfalls mit den Stil-Augen der Geschlechterforschung kann das eine Verbesserung der Forschungsleistung erbringen. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht bleibt sie bestenfalls gleich, im Einzelfall wird sie sich verschlechtern. Die Zeche für den Genderschwachsinn zahlt der ohnehin gebeutelte Steuerzahler.
Durch seine Unterschrift wird Neschle gezwungen, vor der Forschungstätigkeit den Leuten zwischen die Schenkel zu schauen, ehe er sich für deren Teilnahme am Forschungsauftrag entscheidet. Falls man an die Quotengrenze kommt werden Sachkriterien zugunsten der völlig unsachlichen Geschlechtskriterien ausgehebelt. Sollten sie für die Beschäftigung eines Kopfes sprechen, der eine breite Brust sein eigen nennt, der es jedoch an Tiefe mangelt, wird dennoch gegen ihn entschieden.
Dieser Fall kommt umso seltener vor, je höher der Anteil der Frauen an Studierenden und MitarbeiterInnen ist. In der Personalwirtschaft und im Marketing erfüllt sich diese Quote innerhalb der BWL auf natürliche Weise, auch ohne den „Geschlechtstest“. Aber in der Finanzwirtschaft oder in der (Wirtschafts-)Informatik liegen die Frauenquoten unter 40%. Warum soll dort bei Forschungsarbeiten, deren Qualität der Steuerzahler bezahlen muss, die Chance einer Frau an der Teilhabe im Einzelfall sechsmal so hoch sein wie die eines Mannes? Und das zu Lasten des Ergebnisses, weil nicht mehr allein der Blick zwischen die Ohren entscheidet.
Fehlt nur noch, dass demnächst Quoten für Behinderte, Ausländer, Fettleibige oder Magersüchtige beachtet werden müssen. Auch die fühlen sich diskriminiert und müssten sich eine Lobby anschaffen, die sinnlose Forderungen für sie durchboxt. Schwule und Lesben sind ja gerade dabei.
Die Quote für die Glatzköpfigen erfüllt Neschle selbst. Doch was bitte hat und hätte das mit den Fähigkeiten für einen Forschungsauftrag zu tun? Ebenso wenig wie das Geschlecht. Eben! Über sein Ergebnis entscheidet allein, was den Raum zwischen den Ohren füllt und das nur im Hinblick auf wissenschaftliche Fähigkeiten.
Doch natürlich ist auch das andere von Bedeutung: Neschle diskriminiert häufig zwischen Männern und Frauen. Als Vater wollte er nur Töchter, war und ist ein echter „Mädchenpapa“. Aus Neschles Sicht könnten alle Männer Frauen diskriminieren, … was die Aktivität X angeht. Dann blieben (fast) alle Frauen für ihn, außer sie wären lästig (oder so ähnlich!). Diese Diskriminierung bezieht sich ausschließlich auf Aktivität X. Doch welcher hirnlose Bürokrat ist auf die verruchte Idee gekommen, dass Neschle solche Kriterien bei wissenschaftlichen Fragen anlegen soll?
Selbst Neschles Töchter verstehen das nicht. Sie fänden es gar nicht in ihrem Sinne, wenn sie als Quothilde einen Platz in einem Forschungsvorhaben finden würden. Selbst wenn sie das nicht tun, weil sie ihren Platz nach sachlichen Kriterien gefunden haben: Der Verdacht ist gestreut und der schadet auch dem Image der Frauen, die durch bessere Leistung überzeugt haben und daher nach rein sachlichen Kriterien gewählt worden wären.
B. Frauenförderung: Eine heiße Radiorunde
„Frauenförderung = Männerbenachteiligung“ machte WDR 2 vor einiger Zeit zum Thema. Jeder wollte da das „Recht“, mehr benachteiligt zu sein, für sich reklamieren. Wir leben halt im Zeitalter unschuldiger Opfer, damit die anderen schuldige Täter sind. Wer ist benachteiligt oder bevorzugt? Frauen oder Männer?
Beide, doch wobei und von wem? Was manchem als Diskriminierung nach dem Geschlecht erscheint, ist es nicht. Würden Frauen und Männer dabei dasselbe tun, wären sie gleichermaßen bevorzugt oder benachteiligt! Nur weil die Geschlechter mehrheitlich nicht dasselbe tun, entstehen „Scheindiskriminierungen“, die jedoch bei beiden Geschlechtern nach denselben Kriterien diskriminieren (=unterscheiden).
Würden Männer ab heute vermehrt Kindergärtner, könnten sie sich nicht beschweren, wäre der Anteil von Frauen in Führungspositionen über geraume Zeit größer als ihr Anteil am Personal. Blitzkarrieren für Menschen beiderlei Geschlechts (Wenn man mich hier richtig verstehen möge!) gibt es nur in Familienunternehmungen: Gestern noch von der Pike auf hochgearbeitet, heute schon ChefIn.
Dauert es im Durchschnitt zehn Jahre, eine gehobene Position zu erreichen, sollte frau/man als Kennzahl nicht: „Frauen (Männer) in gehobenen Positionen heute zu Frauen (Männer) heute insgesamt“ wählen, sondern den „Anteil an den gehobenen Positionen heute ins Verhältnis zur jeweiligen Gesamtheit vor zehn Jahren“ setzen. Allenfalls so gewinnt man eine faire Kennzahl (und nicht einmal so). –
Als Ehemann und Vater zweier Töchter sowie als Pflegevater eines weiblichen Hundes, will ich es nachfolgend mit einem ausgewogenen Urteil versuchen. Die Voraussetzungen sind da, zumal ich mir jahrelang den Flur mit der Frauenbeauftragten geteilt habe und mich – als sich keine Frau fand – selbst auf den Posten des Frauenbeauftragten beworben habe (Dann fand sich schnell eine Frau dafür!). Mein wirklicher Nachname hat ja etwas niedlich Weibliches. Dazu muss man „Neschle“ vom Schwanz aufzäumen, auch wenn das in diesem Zusammenhang fast sexistisch klingt. Meine Bestandsaufnahme folgt dem Lebenszykluskonzept beginnend mit:
C. Geburt und Kindheit: XX oder XY?
Fangen wir bei der Zeugung an, mit XY-ungeklärt bei den Männern und mit XX bei den Damen, auch wenn es Ausnahmen gibt. Wer hat „in seiner Position“ Vorteile? Die 3 Besoffkis singen „Scheiss egal, scheiss egal, ob du’n Huhn bist oder n Hahn“. Doch so einfach ist die Sache nicht. Schon bei der Zeugung fängt der „Geschlechterkampf“ an: Frau oder Mann oben scheint für Unentschieden zu sprechen. Aber es gibt ja noch: Frau vorne! Mann vorne klappt nicht! Also: Vorteil Frauen!?
Doch ist vorne auch immer besser? Lassen wir diese Frage hier ungeklärt und wenden uns den Spermien zu: XX für die Damen (wegen verbreiteter X-Beine?), XY für die Herren (XO wie wäre einleuchtender: Wer hat schon Y-Beine?).
Schon die Spermien machen eine andere Figur und legen eine andere Performance hin. Y sind schneller, siechen aber eher dahin. X sind langsamer, wehren sich aber stärker gegen vorzeitiges Ableben. Wer hat Vorteile?!
Am Ende geht es fast unentschieden aus, allenfalls mit einem leichten Vorteil für Y. Denn ein leichter Überhang von Knabengeburten ist die Regel (Hat die Natur da für den früheren Tod der Männer vorgesorgt oder ist die „Stammhaltertradition“ die Ursache, also immer solange weiterzuzeugen, bis ein Junge da ist und dann Schluss zu machen!?). In manchen Ländern wird dieser Knabenüberhang zudem künstlich erhöht! Durch Abtreibungen bei „drohenden“ Mädchengeburten. Denn Mädchen müssen dort oft mit einer Menge Aussteuer oder Mitgift versorgt werden, bevor sie im Haus des Mannes leben dürfen.
Ist das nicht eine Diskriminierung der Frauen? Für Neschle war das sonnenklar, bis er einen Inder traf, der das anders sah. Von ihm ließ sich Neschle erklären, dass durch dieses System Frauen einen Mindestwohlstand haben, der auch die spätere Versorgung der Kinder ermöglicht. Männer dagegen nicht! Viele davon blieben arm und würden wegen des Männerüberhangs vergeblich nach einer Frau mit hoher Mitgift Ausschau halten. Sind dann vielleicht sogar die Männer diskriminiert?! Bei denen ist weder der Lebensstandard garantiert noch dass sie eine Partnerin finden! So einfach, wie ich mir das dachte, liegen die Dinge nicht. –
Doch dann sind sie da die Babys. Nicht unterscheidbar, falls man keine Tiefeninspektion macht. Die am häufigsten gestellte Frage: „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ Die umgekehrte Frage „Ist es ein Mädchen oder ein Junge?“ hört man selten. Nehmen wir es alphabetisch, aber seien wir auf der Hut! Immer noch grassiert das „Stammhalter-Syndrom“, obwohl die Namensfortführung allenfalls noch traditionell begründet ist. Von wegen „Namen sind Schall und Rauch“. Das Stammhalter-Gehabe mit dem Familiennamen ist der erste Schuss, den Männer noch vorgeburtlich im Geschlechterkampf abfeuern. Frauen übernehmen meist ihren Namen. Sogar Heidi Klum hießt jetzt Seeaal, pardon Samuel. –
Schon in den ersten Monaten reagieren Mädchen und Jungen unterschiedlich (Ich drehe es um, sonst bestreitet mir eine(r) aus formalen Gründen den Neutralitätsversuch!). Mädchen reagieren intensiver auf Gesichter, Jungen auf Spielzeuge. Wenn schon die Chromosomen anderes agieren, warum sollen die daraus entstandenen Gewächse gleich sein? Diese Tatsache ist vielfach belegt, wird aber durch die ideologische Brille des „Gender Mainstreaming“ gern geleugnet.
Bekannte Neschles, die Frau Pädagogin, der Mann linksintellektuell, haben den „Test“ gemacht und Neschle konnte zusehen, wie er scheiterte. Dem Mädchen wurden Spielzeugautos geschenkt, dem Jungen Puppen. Schon vor der Pubertät kam die Auflehnung: Das Mädchen wollte nur noch rosa Kleidung und der Junge stiefelte jedes Wochenende mit seinen Freunden zum Fußball und verdrängte die Sache mit den Puppen. Neschle kennt aus seinem Bekanntenkreis keine Kinder, die dem Klischee von Mädchen/Junge mehr entsprechen als diese beiden alternativ erzogenen.
Meist wird dennoch alles gesellschaftlichen Umständen zugeschrieben. Da diese Frage für die Entwicklung der Argumente grundlegend ist, müssen wir hier ein wenig vertiefen.
D. Gene oder Gesellschaft? Was nimmt uns Freiheit und Würde?
Die 68er haben die genetische Prägung frenetisch zurückgewiesen. Die erinnerte sie an die Nazis, welche die Prägung durch das Erbmaterial massiv überbetonten (und verfälschten). Die 68er bezogen die „Gegenposition“: Der Mensch wird allein durch die gesellschaftlichen Verhältnisse geprägt und bestimmt, nicht durch Gene. Diese Haltung hatte schon der Sozialpsychologe Skinner eingenommen, wohl auch um seine einfachen Reiz-Reaktionstests vor sich selbst zu begründen und ihnen wissenschaftliches Gehör zu verschaffen. In Bezug auf Rolle und Verhalten der Geschlechter ist alles gesellschaftlich bestimmt. Der Mensch reagiert auf Reize wie der Pawlowsche Hund auf die Glocke. Wollte man Frauen und Männer gleichbehandeln, musste man nur die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern. In dieser Philosophie haben große Teile der Emanzipationsbewegung ihren Ursprung. Es ist heute „politisch korrekt“ so zu denken. Denn nur so kann Politik etwas ändern!
Doch ist das wirklich die Gegenposition zur genetischen Bestimmung des Menschen? In einer Hinsicht nicht: Extreme genetische und extreme gesellschaftliche Prägung sprechen beide(!) dem Menschen den freien Willen ab und seine persönliche Verantwortung: „Kannste nix machen, liegt in den Genen!“ und „Der Mensch ist das Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse“ sind unter diesem Aspekt gleich, nicht gegensätzlich. In beiden Fällen trifft einen Verbrecher keinerlei persönliche Schuld. Alle Täter sind zugleich Opfer: Opfer ihrer Gene oder ihrer Gesellschaft.
Der Widerspruch der 68er ist jedoch, dass davon bei den Nazi-Tätern keine Rede ist, ebenso nicht bei „Reaktionären“. Auch die müssten Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse sein. Sie werden aber dafür verantwortlich gemacht und sind so die wahren Verbrecher oder Täter?! Wenn letztlich alle „Opfer“ der Verhältnisse sind, welchen Sinn macht dann die Unterscheidung von Tätern und Opfern? „Just as every cop is a criminal and all the sinners saints” heißt es in „Sympathy for the Devil“.
Folgt man Skinners Buchtitel „Beyond Freedom and Dignity“ („Jenseits von Freiheit und Würde“), wird dem Menschen auch das genommen, was laut Grundgesetz „unantastbar“ ist: die Würde. Ich glaube aber nicht, dass deren Unantastbarkeit im Grundgesetz so gemeint ist: „Hat der Mensch keine Würde, ist sie auch unantastbar!“
Vieles in der Gleichstellungsdiskussion dreht sich genau um diese Frage: Wie viel Genetik, wie viel Gesellschaft ist im Spiel? Dabei scheint der genetische Aspekt den Blick zu individualisieren („Jeder Jeck is anders“), während der gesamtgesellschaftliche eher für den Mainstreaming-Kamm der Gleichmacherei spricht. Wirkliche Individualisierung geschieht aber erst dadurch, dass man beide Extreme ablehnt und dem Menschen freien Willen und persönliche Verantwortung für seine Entscheidungen zuweist. Das aber ist keinesfalls selbstverständlich:
So gab es von den Grünen Vorschläge zum Steuerrecht, Ehen mit „Nur-Hausfrauen“ und damit (unausgesprochen!) die „Nur-Hausfrauen“ selbst zu diskriminieren. Dahinter steht die ideologische Sicht: Weil die gesellschaftlichen Verhältnisse zur Entscheidung für das Hausfrauendasein geführt haben, müssen wir mit einer Änderung der Verhältnisse dafür sorgen, dass das unerwünschte Dasein aufgegeben wird. Doch wer entscheidet, was und warum etwas unerwünscht ist? Die Gutmenschen der Grünen, aber nicht die einzelne Frau selbst. Darin liegt der Verstoß gegen „Freiheit und Würde“ durch solche Gutmenschen.
Wer den freien Willen und die Würde des Menschen betont, akzeptiert die Entscheidung der Frauen als „freie“ Wahl, die auch der Gesetzgeber zu respektieren hat. Die freie Wahl ist auch unverträglich mit einer vollständigen genetischen Prägung: Die Frau sei „genetisch“ bestimmt, am Herd zu stehen und Nur-Hausfrau zu sein.
Ich sehe neben genetischer Prägung und gesellschaftlichen Einflüssen einen Bereich freien Willens. Den und die Folgen seiner Ausübung sollten alle respektieren: Arbeitet jemand freiwillig weniger, ist er nicht diskriminiert, wenn er weniger Gehalt bezieht. Arbeit er freiwillig mehr, ist er nicht diskriminiert, weil er am Burn-out Syndrom leidet. Anders kann man nur urteilen, wenn man den Menschen über Gene und Gesellschaft ihren freien Willen und ihre Verantwortung nimmt.
E. Auch Männer werden von Frauen (v)erzogen.
Natürlich prägt neben der Genetik auch der gesellschaftliche Einfluss die Geschlechter und Geschlechterrollen. Derzeit werden wir vorwiegend von Frauen erzogen. Auch die Jungen! In der Phase frühkindlicher Erziehung bestimmen Frauen die Rolle der Männer. Gibt es etwas an der Geschlechterrolle von Männern oder Frauen auszusetzen, ließe sich daher sagen: Cherchez la femme! (Suche die Frau dahinter!)
Immer mehr Stimmen sagen, dass die erziehenden Frauen dies in einer für Jungen nachteiligen Weise tun. So berichteten mehrere Frauen im WDR, die ihre Söhne vom Kindergarten abholten, über folgende Konstellation: Die Jungen waren draußen auf Spiel- und Bolzplätzen, „betreut“ von einer einzigen Kindergärtnerin, deren alleinige Aufgabe es war, die Eskalation von Streitigkeiten zu verhindern. Die Mädchen werden drinnen (im Warmen oder Kühlen, das ist ja auch bequemer!) mit fünffachem Betreuungsaufwand gehegt, gepflegt und behütet beim Basteln, Singen oder Lesen..
Allenthalben hört man: Jungen lesen weniger und schlechter. Ich lese sehr viel. Doch wenn ich anschaue, was Frauen in meinem Bekanntenkreis lesen, gibt es nicht viele Überschneidungen. Ich lebe lektorisch in einer anderen Welt. Meine Frau und ich lesen fast nie dasselbe Buch. Ich interessiere mich nicht so für „persönliche Schicksale“, meine Frau nicht so für Politik, Philosophie und Dinge mit Witz.
Falls Jungen von solchen Frauen Lesestoff beziehen, verstehe ich, dass sie sich weigern, den Empfehlungen zu folgen. Das mache ich selbst nicht anders! Es zeigen ja auch unterschiedliche Zeitschriften, dass Frauen und Männer beim Lesestoff anderes sozialisiert oder „genialisiert“ sind. Wie also wollen Frauen Jungen für Lesestoff begeistern, für den sie sich selbst nicht interessieren? Bleiben aber die Anregungen für Jungen aus, gilt deren Verweigerung mangels Alternative dem Lesen selbst.
Dass Lesefaulheit kein männlicher Gendefekt ist, zeigt uns nicht nur der unsääägliche Reich-Ranicki, sondern auch die Existenz von Lesestoff, der kaum in Kontakt mit Frauenaugen kommt. Da meine ich keinesfalls den Playboy, sondern etwa „Per Anhalter durch die Galaxis“, das ein ausgesprochenes Männerbuch ist.
Doch Vorsicht! Ist die männliche Lesefaulheit wirklich die Schuld der Frauen in der frühkindlichen Erziehung? Erkennen wir eine Lücke, die Frauen in der Erziehung von Jungen nicht füllen können, wo sind dann wir? Ich kann jedenfalls keine Schuld in Kindergarten oder Schule sehen, wenn und soweit Männer sich aus diesen Bereichen und aus der Erziehung insgesamt heraushalten.
Gehen wir weiter in die Schule. Früher hat alles nach Koedukation geschrien. Heute gibt es Tendenzen zurück, vor allem solche in reine Mädchenschulen. Denn Mädchen sollen durch die Koedukation in Mathematik und Naturwissenschaften benachteiligt sein. Davon dass Jungen im Sprachunterricht benachteiligt sein könnten, spricht dagegen kein Schwein! Frauen haben eine Stöhn- und Klagelobby errichtet, die es auf männlicher Seite nicht gibt. Die Klagen dieser Lobby sind aber nur berechtigt, falls es die Umstände der Koedukation sind, die sie benachteiligen und nicht genetische Unterschiede. Und wenn in die eine Richtung gedacht wird, warum nicht bezüglich des Sprachunterrichts in die andere?
Und überhaupt: Was berechtigt uns, solche Fragen immer auf der Ebene der Geschlechtszugehörigkeit anzusiedeln? Wenn das für Mädchen oder für Jungen gilt, dann doch immer nur für den Durchschnitt. Und am Durchschnitt orientiert sich dann alles?!? Ja leider, muss man allzu oft feststellen!
F. Junge Erwachsene/StundentInnen
Springen wir ans Ende der Schulzeit! Da erwartet immer weniger Jungen die Wehr- oder Ersatzdienstzeit. Meine eigene war erzwungene 18 Monate lang. Ich hätte gern verzichtet. Das nennt Neschle eine echte Diskriminierung aller Männer, die sich nicht glaubhaft krank (dar-)stellen können. Darauf wurde Neschle damals geantwortet:
1. Alle, die keinen Dienst am Volke schieben, sind krank. – Darauf sagte ich: a: Seltsam, dass einige der Kranken mehr leisten können als ich, z.B. in der Handball-Bundesliga spielen. Und b: Die Nachteile des Krankseins auszugleichen ist Aufgabe der Krankenkassen. Aber wer gleicht die Nachteile von Wehr- oder Ersatzdienst aus?
2. Frauen bekommen Kinder. – Da sprach ich: a: Ahaaa! Die Frauen, die keine Kinder kriegen, werden also nachträglich eingezogen?! b: Man kann Wehr- oder Ersatzdienst nicht als Strafe dafür vorsehen, dass Männer keine Kinder kriegen. Darauf hat der Mensch (bis auf Ausnahmen) bislang nur wenig Einfluss, selbst wenn er wollte.
Doch halt! Die Bundeswehr diskriminierte ja auch Frauen. Diejenigen, die freiwillig hinwollten, durften es früher nicht. – Keine Angst, ich komme jetzt nicht mit dem Argument, dass Männer nicht Hebamme werden dürfen. – Mit der Diskriminierung der Frauen bei der Bundeswehr stimmt das nicht mehr. Sie stellt Frauen schon seit Jahren ein und hat gute Erfahrungen gemacht, obwohl es schlechte Witze gibt[1].
Während dort also die Diskriminierung der Frauen abgebaut ist, gibt es die der Männer immer noch. Einige müssen eben immer noch hin, andere brauchen es nicht und keiner weiß mehr so recht warum: Das nennt sich „Wehrgerechtigkeit“, gegen die „Mann“ sich längst wehren müsste!
Den Rest sparen wir uns für Teil II, ebenso das Gedicht!
[1] Hier ist einer dieser schlechten Witze. Er riecht deutlich nach ganz unten, nach Fußnote: Auf dem Schießstand meldet sich die Sanitäts-Unteroffizierin beim Leitenden ab. Sie müsse wegen einer Unpässlichkeit die Kaserne aufsuchen. Der Leutnant ist einverstanden, da ohnehin die Mittagspause bevorsteht. Er bittet die junge Dame nur, für Ersatz zu sorgen, der pünktlich um 14.00 Uhr eintreffen solle. Die junge Dame verspricht es und macht sich auf den Weg. … Es ist 14.00 Uhr. Die Truppe aber wartet und wartet, denn ohne Sanitäter darf das Schießen nicht fortgesetzt werden. Um 14.45 Uhr taucht am Horizont eine schwankende Gestalt auf: der Sanitäter. Als der Leutnant ihn zur Rede stellt, erklärt er seinen Zustand wie folgt: „Meine Kollegin ist in die Kaserne gekommen und hat mir gesagt, ich solle sie ablösen. Sie hätte ihre Tage! Dann musste ich mich ja abmelden! Da hab’ ich das dem Spieß erzählt und der hat mir einen ausgegeben. Danach bin ich zum Hauptmann und der hat auch einen ausgegeben. Und als ich das dann dem Kommandeur erzählt habe, musste ich wieder einen mittrinken. Ja, un gezz binnich hia!“
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