Schmählied unser: Wirr entscheidet!
Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Es muss aber gut durchblutet sein.
Für manche Leute ist die Politik zur Ersatzreligion geworden. Bei extremen Richtungen des (National-)Sozialismus haben solche Leute den ganzen Verein unter ihre Kontrolle gebracht und bestimmen selbst das Bekenntnis der Ungläubigen auf „machtvolle“ Weise, etwa in Nordkorea. Dort gibt es „anbetungswürdige“ Politiker, meist Partei- und/oder Staatsgründer, wie es sie mit Hitler, Mao oder Stalin gab. Jeder dieser „Religionsstifter“ hat für seine Ideologie, wie das Glaubensbekenntnis der Politik genannt wird, Millionen von Menschenopfern gebracht. Damit verglichen waren die als grausam verschrienen Menschenopfer in den süd- und mittelamerikanischen Kulturen eine Lämmerparade.
Nun versuchte Philip Le Butt, Vorsitzender der Jusos aus der Region Hannover, all dies noch zu übertreffen. Lassen wir ihn seine Tat und deren Einschätzung zunächst selbst erklären:
„Am Samstag, den 18.5.2013, habe ich ein Schmählied mit der Textzeile „Wir füllen unser Schwimmbad mit dem Blut der FDP“ gesungen.
Dazu möchte ich erklären, dass mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war, dass sich auf der CSD-Parade ein schwerer Unfall[1] ereignet hatte. Ich wollte zu keinem Zeitpunkt über das sonst übliche Maß des Schmähens des politischen Gegners hinausgehen, insbesondere wollte ich nicht zu Gewalt gegen die FDP und ihren Mitgliedern aufrufen.
Auch mein katastrophal gescheiterter Versuch anschließend bei Twitter mit Ironie, die Äußerung, die nicht ernst gemeint war, zu retten, tut mir außerordentlich Leid, da dieser auch Personen betroffen und verletzt hat.
Der ganze Vorgang tut mir außerordentlich Leid und ich möchte mich hiermit bei allen Beteiligten und den Menschen, die sich verletzt sehen, entschuldigen.“[2] (Hervorhebungen von Neschle)
Neschle weiß nicht, wo und warum „Wir füllen unser Schwimmbad mit dem Blut der FDP“ in irgendeiner Weise noch das „übliche Maß des Schmähens“ ist. Wer kann so etwas überhaupt irgendwann denken und wozu braucht man Schmähen und ein Schmählied außerhalb der Hooligan-Kultur des Fußballs? Es sei denn, man trägt diese Unkultur in die Politik und hat außer seiner Treterei keine Argumente.
Wenn man bereit ist, auch kritisch über die eigene Politik nachzudenken, schmäht man den politischen Gegner nicht. Man setzt sich inhaltlich mit ihm auseinander. Man schmäht erst, wenn man sich selbst radikal „absolut“ setzt.
Gegen Ironie oder Sarkasmus hat niemand etwas einzuwenden. Aber ein solches „Schmählied“ in der Politik, das ist kein Schmäh, das ist ein Schmarren. Und es zeugt davon, dass sich der Schmäher weder mit der eigenen Ideologie noch mit den Vorstellungen seines Gegners auseinandersetzen will. Er hat das Stadium des Polithooligans erreicht, für den allein das hirnlose Eindreschen auf seinen „Gegner“ zählt.
Von dieser Überzeugung kann auch die halbherzige Entschuldigung Herrn Le Butts nicht abhalten. Warum „halbherzig“? – Es ist zwar bedauerlich, dass sich in der Nähe von Le Butt ein schwerer Unfall ereignete. Doch dafür kann der SPD-Philip wirklich nichts. Hätte er es gewusst, hätte es sein „Wir füllen unser Schwimmbad mit dem Blut der FDP“ nur noch makabrer gemacht. Aber auch so ist es schlimm genug.
Für die Wertung seines Aufrufs „Wir füllen unser Schwimmbad mit dem Blut der FDP“ ist es daher kaum von Bedeutung. Deshalb versucht Le Butt ja diese von ihm unverschuldete Tatsache des Unfalls schützend vor das Problem zu schieben: Den Aufruf zur blutigen Gewalt gegen Andersdenkende: Der ist ja ohne den Unfall „nicht so schlimm“, denn ich wusste ja nichts vom Unfall!
Das ausgerechnet auf dem Christopher Street Day, einem Fest der Schwulen und Lesben, für die sein Feindbild FDP (auch zum Ärger manch anderer) tatsächlich mehr getan hat als Le Butt mit der SPD vielleicht in den letzten Jahren hätte tun wollen oder sollen. Neid oder Missgunst, dass der verhasste Gegner hier schneller und besser war? Warum also hier, warum jetzt, warum sonst?
Seine Motive bleiben letztlich Spekulation, doch in solchen Augenblicken zeigt sich immerhin das wahre Gesicht. Das weist Le Butt als Hooligan der Politik aus, der mit seiner Diktion offen zu Gewalt aufruft. Doch von volljährigen Personen kann diese Gesellschaft so etwas nicht dulden, erst recht nicht, wenn sie „Rädelsführer“ sind. Auch und gerade nicht nur so zum Spaß und ausnahmsweise. Wenn nämlich alle ihren Spaß mit der Gewalt treiben, wird die Gewalt plötzlich ernster als der ernstete Ernst. Und Le Butt hat es ja selbst erlebt, dass seine getwitterte „Ironie“ nicht (mehr) als solche verstanden wurde. Da ist der Witz plötzlich weg, den man beabsichtigte!
Seine wohl recht ernst gemeinte „Entschuldigung“, klingt dagegen wie reine Ironie: Will er sich jetzt bei Anhängern der FDP wirklich entschuldigen oder tut es ihm vor allem deshalb leid, weil in seiner Nähe zeitgleich zufällig der Unfall stattfand? Hätte er sich auch ohne den Unfall entschuldigt?
Die entscheidende Frage aber ist: Darf Herr Le Butt politisch so lange weiter wirken, bis er an der Macht ist und er seine Katze real aus dem Sack lässt? Bei Hitler hat man nachher gesagt: Das hätte jeder vorher lesen und wissen können. Ihn hat nur keiner ernst genommen. Wie den Le Butt: Oh, er ist ja noch so jung (24)! Der darf das noch. Der macht das später nie, was er heute gesagt hat! So twittern nämlich einige Leute: Der beißt ja sonst nicht, der le Butt ist sonst so lieb! Er hat ja auch nur getwittert, dass er es „bisher noch nicht“ ernst gemeint hat und man Blut ja auch freiwillig abgeben könne. – Auch wenn man so wenig davon im Hirn hat?
Ein Le Butt, der als Politikhooligan solche Schmähgesänge macht, huldigt latent der Gewalt, der Machtpolitik (Politics) in ihrer allerbrutalsten Form statt der politischen Auseinandersetzung in der kultivierten Form (Policy). Neschle wagt zu bezweifeln, dass es derartige Schmähgesänge bei anderen Jugendorganisationen demokratischer Parteien „üblich“ sind, weder bei den Grünen, noch bei CDU, CSU oder FDP. Hier zeigt allein die Jugendorganisation der SPD untersten (a)sozialen Standard.
Le Butt stellt sich damit in eine Reihe mit der Hitlerjugend. Und das höchste Ziel der Fußball-Hooligans, Randale und gewaltsame Auseinandersetzung, ist für ihn nach dem Text seines Schmarrenliedes sogar längst nicht genug. –
Erst La Fontaine, dann Le Butt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag SPD und zu diesen Polit-Früchtchen! Das habt Ihr nicht verdient, die Ihr in Eurer Geschichte mal so verdient wart. Da sind selbst Gabriel, Steinbrück und Kraft noch erträglich, obwohl erst nur einer unerträglich war und die anderen es mittlerweile wurden.
[1] Zu dem Unfall siehe: http://www.abendblatt.de/region/niedersachsen/article116346383/Unfall-beim-CSD-Fuenf-Verletzte-nach-Sturz-von-Paradewagen.html
[2] http://www.jusos-region-hannover.de/content/399538.php.
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Wer jetzt noch nicht glaubt, dass FDP-Bashing statt inhaltlicher Auseinandersetzung bei der SPD in ist, muss sich nur das Facebook-Gebahren von Peer Steinbrücks neuem Sprecher anschauen. Unverhohlener Rassismus gegen Rösler. Das Interessante: Der neue Sprecher Kleine findet das inhaltlich gar nicht so schlimm. Nur so öffentlich sollte es nicht sein. Daher hat er nun seinen Facebook-Auftritt ganz beseitigt. Versteckter Rassismus darf also sein? Nein! Der erst recht nicht!