Neschle verkauft sein Fahrrad!
Nach Dracula-Doping und Test-Osteron Skandal:
Neschle will mit dem Fahrrad ins Dorf fahren. Doch wenn ihm da einer zuruft: „Na, gedopt?!“ Neschle kann (sich) den rollenden Beitrag zum Umweltschutz ja gar nicht mehr leisten, ohne in Doping-Verdacht zu geraten! Er steigt daher wieder in sein Auto ein und aus aus (Die Korrekturhilfe rafft das nicht!) der radelnden Umweltkampagne. Sein Fahrrad steht zum Verkauf. Damit kann man sich ja nicht mehr sehen lassen!
Die grüne Bewegung ist mal wieder höchst „betroffen“. Da rollt nämlich aus Frankreich die zweite Dope-Welle nach 68 geradewegs auf die Radfahrer zu. Fast ganz Münster scheint gedopt und wenn wir ehrlich sind, wirkte es immer so. Es heißt jetzt „Doping“ und hat sich früh angekündigt:
„Haschu Haschisch in den Taschen, haschu immer waschu naschen!“, sagte man bei urgrünen Alt-68ern. „Immer“ stößt auf die Permanenz der Verlaufsform hin: das „Doping“ oder „Immer-dran-sein-am-dopen“! Der Standardspruch „Roll another dope!“ rollt zudem die Durchfahrt zum Radsport aus. Kein Wunder, dass damit ein Song der Afromen beginnt mit dem bezeichnenden Titel „Because I got high“, was bei Bergetappen geradezu unerlässlich ist. „Don’t walk on the grass! Smoke it!“ hat zuvor die Abstinenz der „Dope-Bewegung“(!) von Rasensportarten erahnen lassen, ohne direkt in den Radsport zu weisen. So stellt sich heute die Frage, ob wir es mit dopenden Radfahrern oder mit radfahrenden Dopern zu tun haben.
Denn die Verbindung der urgrünen Dope-Radler zum Radsport geht weiter und tiefer. Nennt doch der Drogeloge den schnellsten Stoff auch „Speed“ und strampelt sich bei der Tour de Farce der schnellste Sprinter ausgerechnet im dunkelgrünen Trikot ab.
Spätestens seit Winokurow ist die Sache raus: Nicht nur beim Test vor dieser Tour wurde gedopt, mit Osteron – deshalb auch „Test-Osteron“ –, sondern auch und wieder mal bei der Tour selbst. Winokurow versuchte es auf die „Transsilvanische“, was schon zu Beginn nicht nur dem Namen nach als „hinterwäldlerisch“ galt. Die vom Grafen Dracula perfektionierte Methode arbeitet mit Fremdblut. Dieses Blut erfüllt Velo-Vampire wie Winokurow mit einer Heidenangst vor Knoblauchausdünstungen französischer Feinschmecker und vor Kreuzzeichen. Nach einer Erkenntnis von Professor van Helsing versuchen „Fremdbluter“, beides zu meiden, und rasen am knoblauchgeschwängerten Atem der französischen Zuschauer nur so vorbei, über Straßenkreuzungen hinweg ohne hinzusehen. Da ist dann ein Velo-Vampir wie Winokurow auch mal in einen Sturz verwickelt, weil er vor lauter „Speed“ nichts mehr sieht.
Vorher hatte man Patrick Sinkewitz vorgeworfen, beim Training für die Tour de Farce gedopt zu haben mit dem nicht nur für Übungszwecke gebräuchlichen Test-Osteron. Dessen Gebrauch wird gewöhnlich über eine Blutprobe ermittelt. Nur bei erblicher Vorbelastung zeigt sich der Missbrauch äußerlich durch Kopfschaden: den virilen Haarausfall. Dann liegt das Doping wie bei Neschle „auf der Hand“. Büschelweise!
Nun produziert der eigene Körper Doping-Mittel auch selbst. Statt diese Mittel von außen zuzuführen, kann man sie den Körper produzieren lassen. Daher sind Jogger nichts anderes als verhinderte Kiffer oder Doper. Sie lassen ihren eigenen Körper kostenfrei das produzieren, was andere kostspielig erwerben und von außen einführen müssen. Nur kommt es dann nie zu dem Zeitpunkt, wo es gebraucht wird und nicht in den richtigen Mengen.
Weil der Körper die Chemie zum Teil selbst macht, ist sogar Training so etwas wie „Doping“ und es dient wie dieses der Leistungssteigerung. Soweit der Körper aber die Chemie selbst macht, nennt man es nicht „Doping“. Jeder Körper muss seine leistungssteigernde Chemie aber aus etwas machen, das er zugeführt bekommt. Auch Neschle hat diese Tatsache früher genutzt in seinen Examensprüfungen:
Ging er durch diese fünfstündige Qual, achtete er darauf, während der Prüfung stets gut gedopt zu sein. Es galt Traubenzucker und Kaffee nicht zu früh einzuschieben, um nicht schon gegen Mitte der Klausur in ein Tief zu geraten. So machen es auch die Dope-Profis beim Radfahren, indem sie Kohle-Hydranten (Die Auto-Korrektur meldet keinen Schreibfehler!) mampfen und Mineralien ersetzen, wenn ihnen der Schweiß ausgeht. Nun wird niemand bezweifeln, dass auch diese Stoffe die Leistung steigern und dass man nur so ungefähr weiß, wie der Radfahrerkörper diese Stoffe ver- oder entwertet. Aber warum sind die dann kein Doping?
Und inwieweit ist Doping beim Training überhaupt wettkampfrelevant. Wie immer Neschle bei seiner Klausurvorbereitung „gedopt“ hätte, es hätte ihm in der Klausur nicht unmittelbar nützen können. Mittelbar schon durch seine intensivere Vorbereitung. Doch so ein Schuss kann nach hinten losgehen wie bei seiner Freundin. Die hielt sich beim Lernen unmittelbar vor der Klausur fit mit „Hallo Wach“ und legte danach im Klausur-Wettkampf eine Performance hin, von der nur sie selbst überzeugt war, bis sie mit klarem Kopf das Fiasko analysierte.
Die Grenzen zwischen „Doping“ und „Leistungsunterstützung“ werden dabei nie eindeutig zu ziehen sein! Es kommt daher allein darauf an, sie für die Fahrer scharf zu ziehen. Als Spielregeln des Wettbewerbs, bei denen ein Verstoß mehr oder minder scharfe Folgen nach sich zieht bis hin zum Ausschluss vom Spiel.
Was hätte man also tun sollen? Die Tour de Farce hätte man schon zuvor mindestens ein Jahr lang ganz aussetzen sollen. Während dieser Zeit hätte man alle anhängigen und kritischen Verfahren prüfen und vielleicht abschließen können. Man hätte ein Zeichen gesetzt, dass es so nicht weitergehen kann und man hätte die Zeit nutzen können, moralisch und technisch aufzurüsten. Die „neue Tour“ wäre der Aufbruch in die neue alte Zeit des Radsports gewesen, mit klaren Spielregeln!
Nach den gravierenden Doping-Vorfällen „Business as usual“ zu versuchen und die Tour in diesem Jahr anzupfeifen, war zum Scheitern verurteilt. Tour-Organisatoren und Tour-Sponsoren müssen sich diesen Vorwurf gefallen lassen. Letztere griffen im Unterschied zu Ersteren wenigstens im Fall Rasmussen zur richtigen Konsequenz. Der Generalsekretär der Tour kommentierte das mit den Worten, die für die Tour insgesamt hätten gelten sollen: „Er hätte nie starten dürfen, wenn wir es vorher gewusst hätten“. Denn wer dem Test aus dem Weg geht, verletzt die Spielregeln, ob er Test-Osteron, Epo oder was immer zur Leistungssteigerung nahm oder nicht.
Und was will man da nicht vorher gewusst haben? Das klingt nach Beschönigung, nach Euphemismus. Da ist es lustig, dass der Blutdoping-Papst nicht Dracula, sondern Fuentes heißt, Eufemiano mit Vornamen. Der wird auch mit dem Träger des gelben Trikots Alberto Contador in Verbindung gebracht. Dessen Name tauchte in den Unterlagen auf und verschwand dann auf mysteriöse Weise. Doch es gibt andere Methoden als die transsilvanische. Andere Fahrer arbeiten etwa mit „Doktor Epo“, dem schnellen Michele Ferrari. Und man kann davon ausgehen, dass die Zusammenhänge bis zum Ende der Tour nicht geklärt sind. Dann wird nur eines klar sein:
Nicht einmal das Gelbe wird noch das Gelbe sein! Und das ist wirklich nicht das Gelbe! Das Ergebnis eine Farce, die Tour de France eine Tour de Farce!
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